Die Eigeneinnahmen
Die von dem Museum selbständig generierten Einnahmen lassen sich nach Gliederungsund Bewertungsvorschriften des HGB (§ 275 Abs. 2 HGB) in Umsatzerlöse und sonstige betriebliche Erträge aufteilen.
Die Gliederung von Umsatzerlösen und sonstigen betrieblichen Einnahmen werden in der Forschung und in der Praxis unterschiedlich verwendet und sind demnach nicht trennscharf. Eine Unterscheidung ist jedoch insbesondere im Rechnungswesen von Museumsbetrieben sowie für die Jahresabschlüsse und Wirtschaftspläne bedeutsam. Zudem wird durch eine klare Trennung ersichtlich, dass neben den Kernleistungen eines Museums weitere Möglichkeiten genutzt werden, den Eigenfinanzierungsanteil zu steigern. [1]
Die Umsatzerlöse
In einem Museumsbetrieb zählen in erster Linie die Einnahmen aus dem Verkauf der Eintritte für die Ausstellungen und Ausstellungskataloge zu den Umsatzerlösen. Ziel eines modernen Museumsbetriebs sollte es sein, diese Einnahmen zu steigern. [2] Mit welchen Einnahmen bei einer Ausstellung gerechnet werden kann, lässt sich nur anhand von Erfahrungswerten schätzen. In der Regel werden bei sehr großen und populären Ausstellungen und hohen Besucherzahlen entsprechende Einnahmen generiert. Diese decken die Ausgaben bzw. erzielen sogar Gewinne. So lässt sich der finanzielle Erfolg einer Ausstellung an den Besucherzahlen ablesen. [3]
Zu einer weiteren Maßnahme, primäre Betriebseinnahmen zu steigern, zählt der Verkauf von Ausstellungskonzepten bzw. Co-Produktionen an andere Museen. Dieser Vorgang ist im internationalen Ausstellungswesen insbesondere bei zeitgenössischen Kunstausstellungen üblich. [4] Bereits bei der Planung und Organisation der eigenen Ausstellungen werden diese anderen Museumsbetrieben angeboten. Als Ausstellungspartner werden sie in die Organisation mit eingebunden. Neben den Einnahmen durch die Ausstellungsverkäufe ergeben sich spürbare Einsparungspotenziale. Beispielsweise werden bei den Kunstversicherungen und bei der Produktion der Ausstellungskataloge Rabatte verhandelt. Bei Ausstellungskooperationen werden anfallende Kosten mit den Partnern geteilt. Gerade bei zeitgenössischen Kunstausstellungen mit aufwendigen Verpackungskisten und Sondertransporten aufgrund der Sonderformate lohnen sich Sharingmodelle finanziell. Als ein gelungenes Sharingmodell ist die Retrospektive von Gerhard Richter zu nennen. Diese war zuerst in der Tate Modern in London von Oktober 2010 bis Januar 2012, dann in der Neuen Nationalgalerie in Berlin von Februar bis Mai 2012 und schließlich im Pariser Centre Pompidou von Juni bis September 2013 zu sehen.
Der Verkauf von Produkten, die im Rahmen des gewöhnlichen Geschäftsbetriebes typischerweise erstellt werden, zählt ebenso zu den Umsatzerlösen. Dies sind zum Beispiel Führungen und Workshops, die für Besucher angeboten werden. Der Verkauf von Ausstellungsplakaten, Postkarten und Einnahmen der Garderobe werden hinzugerechnet. [5]
Weitere Umsätze lassen sich über Merchandisingprodukte genieren. Bestimmte Produkte der Museumsshops, wie Umhängetaschen oder T-Shirts, sind mit einem immateriellen Zusatznutzen ausgestattet, erhöhen den Bekanntheitsgrad und das Image eines Museums. Der Verkauf dieser Produkte kann zu einer Umsatzsteigerung und Kundenbindung führen. [6] Schließlich stellen Merchandising und Licensing einen Teil der Öffentlichkeitsarbeit dar. Entsprechend sollte die Auswahl der Produktion sorgfältig bedacht sein. Über das Licensing können zudem Gebühren durch die Vergabe von Urheberund Nutzungsrechten gegen Dritte eingenommen werden. [7]
3.4.2.2 Die sonstigen betrieblichen Erträge
Die sonstigen betrieblichen Erträge beziehen sich auf weitere Einnahmen eines Museumsbetriebes. Diese sind auf auf zusätzliche Aktivitäten zurückzuführen und liegen außerhalb der sogenannten Kernleistungen. [8]
Zur weiteren Einnahmegenerierung zählt die Verpachtung von vorhandenen Räumlichkeiten wie der Museumsshop oder das Museumscafé. Alternativ werden diese sonstigen Einnahmequellen als ausgelagerte GmbHs organisiert oder intern im Wirtschaftsund nicht im Zweckbetrieb geführt. Nach dem Besuch einer Ausstellung befriedigt es Besucher, das Angebot eines Museumscafés wahrzunehmen. Es dient dazu, sich zu erholen, sich zu stärken sowie in Gesellschaft sich über die besuchte Ausstellung auszutauschen. Im Idealfall verleitet das Café dazu, den Besuch zu verlängern oder zu wiederholen. Liegt das Museum in einer zentralen Lage, läd ein Café mit Außensitzplätzen Passanten und Touristen ein, mit dem Museum in Berührung zu kommen. [9]
Oftmals vermieten moderne Museumsbetriebe Räumlichkeiten für bestimmte Veranstaltungen. Gerade Museen mit einem speziellen Location-Charakter, wie einer Kuppel, einem Foyer oder architektonischen Besonderheit bieten diese Räumlichkeiten für Empfänge oder Vorträge von Wirtschaftsoder Medienunternehmen an. Je nach Kategorie können unterschiedliche Preise verlangt werden. Weitere Dienstleistungen, wie die Vermittlung von Technik oder eines Caterings können zusätzliche Einnahmequellen darstellen. Werden für diese Dienstleistungen einzelne Tochtergesellschaften gegründet, so handelt es sich um Betriebe gewerblicher Art. Diese dienen einer nachhaltigen wirtschaftlichen Tätigkeit zur Erzielung von weiteren Einnahmen. Sie lassen sich innerhalb der Gesamttätigkeit eines öffentlichen Museumsbetriebes wirtschaftlich abgrenzen. [10]
Beispielsweise organisiert die ArtParnter Relations GmbH als Tochtergesellschaft der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen Veranstaltungen in den eigen vermieteten Räumlichkeiten. Auf diese Weise bringt das Tochterunternehmen Partner aus Kultur und Wirtschaft zusammen. [11]
- [1] Vgl. Hausmann 2011, S. 91, 93; Gerlach-March 2010, S. 97; Klein 2008, S. 212 f..
- [2] Vgl. Gerlach-March 2010, S. 101.
- [3] Vgl. Gerlach 2007, S. 26. Welche Strategien für eine Erhöhung der primären Einnahmen des Museumsbetriebes eingesetzt werden können, kann an dieser Stelle nicht vertieft werden. Im Kulturbereich haben sich bereits der Einsatz von Marketingmaßnahmen und Strategien zur Preisund Programmpolitik etabliert. Dabei stellt die Marktund die Besucherforschung eines Museumsbetriebs eine wichtige Grundlage für die Anstrengungen dar, die Betriebseinnahmen zu erhöhen. Siehe dazu: Günter u. Hausmann 2012; Günter 2008; Hausmann 2001; siehe auch Bendixen u. Heinze 1999.
- [4] Vgl. Gerlach 2007, S. 27.
- [5] Vgl. Hausmann 2011, S. 91.
- [6] Vgl. ebd.; siehe dazu auch Hütter u. Schulenburg 2004.
- [7] Vgl. Gerlach-March 2010, S. 112, Klein 2008, S. 219 ff..
- [8] Vgl. Hausmann 2011, S. 93.
- [9] Vgl. Gerlach-March 2010, S. 116 ff..
- [10] Vgl. Lynen 2013b, S. 135.
- [11] Vgl. ArtPartner Relations GmbH 2013.