Das ökonomische Dilemma öffentlicher Museen
Die geschilderten Finanzierungsmöglichkeiten zeigen auf, dass die öffentlichen Museumsbetriebe durch die nötigen Kulturfinanzierungsmittel der öffentlichen Hand in einer Abhängigkeit stehen. Sie sind auf diese öffentlichen Mittel angewiesen, um zunächst den laufenden Betrieb finanzieren zu können.
Unabhängig von der Trägerschaft und Organisationsform haben öffentliche Museumsbetriebe das sogenannte ökonomische Dilemma zu erleiden. Dieses bezeichneten die amerikanischen Volkswirte BAUMOL U. BOWEN erstmalig als die Kostenkrankheit. Museumsbetriebe können ihre Kosten nicht auf den einzelnen Besucher umlegen, sondern sind für die Finanzierung des Grundbedarfes ausschließlich auf Zuwendungen der öffentlichen Hand angewiesen. [1]
Ohne Zweifel fällt der größte Ausgabenposten bei den Personalausgaben an. Diese unterliegen den tarifvertraglichen Steigerungen und machen insgesamt bis zu 90% der Gesamtausgaben aus. Zudem sind weitere Sachkosten zu decken, die der allgemeinen Teuerung unterliegen, um die Grundversorgung des Museumsbetriebes aufrechtzuerhalten. [2] Zusätzlich entstehen Kostenfaktoren, die auf die Entwicklungen des Museumsbetriebes in den vergangen Jahren zurückzuführen sind. Die Betriebskosten erhöhen sich aufgrund der räumlichen Expansionen, vor allem durch den Bauboom der Museen und den Neueinrichtungen in den späten 1980er Jahren. Gleichzeitig steigen die Kosten für Material und Technologien in den Kernaufgaben der Museen an: beispielsweise für Restaurierungsmaßnahmen, Bereitstellung der Ausstellungsund Lagerräume mit entsprechenden Klimaund Luftbefeuchtungsmaßnahmen, Datenmanagment sowie die Informatisierung des Museumsbetriebes insgesamt. Steigen die Publikumserwartungen weiter an, [3] müssen die Serviceleistungen stetig verbessert werden, damit die Museumsbetriebe wettbewerbsfähig bleiben können. Insbesondere steigen auch die Kosten für die bereits beschriebenen Sonderund Blockbuster-Ausstellungen an. Kosten für Verpackungen, Transporte und Versicherungen von Kunstwerken sind insbesondere nach dem 11. September 2001 angestiegen. Diese Kosten, die für Ausstellungen ausgegeben werden, können nicht ansatzweise über die Eintrittsgelder gedeckt werden. Dieser schleichende Prozess der Kostenkrankheit erhöht den Bedarf an finanziellen Zuwendungen und Drittmitteln überproportional. [4]
In einigen öffentlichen Museen ist dieser schleichende Prozess schon weit fortgeschritten. Jährliche Stellenstreichungen und Budgetkürzungen sowie die im öffentlichen Besoldungsund Arbeitsrecht eng gesetzten Grenzen schränken die Handlungsspielräume ein. [5] Es ist daher naheliegend, dass diese Abhängigkeit von der öffentlichen Hand insbesondere in der schwierigen finanziellen Haushaltslage mit einer Verschlechterung der finanziellen Situation öffentlicher Museumsbetriebe verbunden ist. Somit sind die öffentlichen Museen gezwungen, vorhandene Ressourcen sparsam einzusetzen. Sie versuchen ihre Ausgaben insgesamt zu senken und die Einnahmen durch Steigerung der Erlöse und Erschließung von neuen Finanzquellen zu erhöhen. Insbesondere in Zeiten der wirtschaftlichen Finanzkrise ist es notwendig, die mehrdimensionale Kulturförderung möglichst umfassend in Anspruch zu nehmen. [6]
- [1] Vgl. Hausmann 2001, S. 44.
- [2] Der Museumsdirektor Philipp Kaiser beschwerte sich Ende 2013 über erhöhte Heiz und Reparaturkosten, die das Budget des Museum Ludwigs sprengt. Vgl. Stahl 2014, S. 32.
- [3] Auf die Publikumserwartungen wurde bereits in Kapitel 3.2.5 eingegangen.
- [4] Vgl. von Wistinghausen 2004, S. 123.
- [5] Vgl. Wistinghausen 2004, S. 124.
- [6] Vgl. Hausmann 2011, S. 90; Riebe 2007, S. 44.