Organisatorische Einbeziehung von Frauen im Rechtsextremismus

Die Angebote für Mädchen und Frauen, sich am Projekt "Volksgemeinschaft" zu beteiligen, sind ausgesprochen vielfältig. Sie können sich in gemischtgeschlechtlichen Gruppen einbringen, aber auch in rechtsextremen Frauenorganisationen. Der heutige Rechtsextremismus ist aus vielen verschiedenen Strömungen, Organisationen, Parteien zusammengesetzt und thematisch so breit aufgefächert, dass für jede etwas dabei sein könnte. Der bisher wenig erforschte Bereich von Einstiegsmotiven von Mädchen und Frauen sollte in den Fokus nehmen, dass es durchaus ganz verschiedene Betätigungsfelder rechter Frauen gibt, die zwar eine rassistische Grundhaltung voraussetzen, die aber in ihrer konkreten Ausprägung unterschiedliche Interessenlagen beinhalten können.

Eine rechtsextreme Parallelwelt bietet fast unbegrenzte Betätigungsfelder. Rechtsextreme Tierschutzund Umweltgruppen suchen Aktivistinnen, Nationale Sanitätsdienste werben um Helferinnen, Organisationen wie die 2009 verbotene "Heimattreue Deutsche Jugend" (HDJ) oder die 2011 ebenfalls verbotene "Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige e. V." (HNG) brauchen Mitstreiterinnen. [1] Die HNG, eine der ältesten rechtsextremen Organisationen, wurde von einer Frau geleitet, von Ursula Müller, die in der Szene höchstes Ansehen genießt. Von 1984–1988 führte Ursula Müller die mittlerweile aufgelöste "Deutsche Frauenfront" (DFF) an (vgl. Grumke/Wagner 2002: 285–286). Aus Kreisen der HNG stammen viele der heute bekannt gewordenen Unterstützerinnen des NSU. Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe engagierten sich ebenfalls in der braunen Gefangenenhilfe und knüpften über dieses Netzwerk bundesweite Kontakte. Die beiden zurzeit bestehenden Nationalen Sanitätsdienste werden ebenfalls von Frauen geleitet. Wenig bekannt ist zudem, dass mit der in Stuttgart geborenen Gisa Pahl eine Frau das "Deutsche Rechtsbüro – Selbsthilfegruppe zur Wahrung der Grundrechte nationaler Deutscher" leitet. Sie ist die Verfasserin von "Mäxchen Treuherz" und anderen Rechtsratgebern der nationalen Szene. Als Rechtsanwältin der rechten Szene ist zudem Nicole Schneiders aus Baden-Württemberg aktiv, die durch die Vertretung von Ralf Wohlleben im NSU-Prozess überregionale Bekanntheit erlangte.

Höchst willkommen sind Frauen und Mädchen auch in den Reihen der NPD. Mittlerweile hat sich bei der NPD die Erkenntnis durchgesetzt, dass es einen Nachholbedarf bei der Rekrutierung von Frauen und Mädchen gibt, dass Organisationsangebote für jene weibliche Klientel zu schaffen sind, die nach rechts tendieren, die sich aber nicht unbedingt wohlfühlen in gemischt-geschlechtlichen Zusammenhängen.

  • [1] Ein Verbot dieser Vereinigungen bedeutet nicht, dass sie nicht unter anderem Label weitermachen.
 
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