Das Alter der Kinder der Alleinerziehenden und ihre Partnerschaftsentwicklung

Aufgrund hoher Zeitund Aufmerksamkeitsbeanspruchungen schränken sehr junge Kinder insbesondere emotionale tauschbare Güter sowie die Gelegenheiten zum Kennenlernen von Partnern ein. Die dementsprechend geringe Ressour- cenausstattung von Alleinerziehenden mit sehr jungen Kindern bedeutet außerdem, dass wenige Kapazitäten zur Bewältigung von Umstrukturierungskosten vorhanden sind. Alleinerziehende sehr junger Kinder sind damit zwar unterstützungsbedürftiger, werden sich Unterstützung jedoch eher nicht von einem ebenfalls zunächst ressourcenintensiven neuen Partner holen wollen und können. Vor allem Partnerschaftsgründungen sollten demnach selten stattfinden, wenn die Kinder noch sehr klein sind. Besteht bereits eine Partnerschaft, wird diese zur Einsparung vergleichsweise hoher Transaktionskosten möglicherweise jedoch eher schnell in eine Haushaltsgemeinschaft transformiert.

Ältere Kinder haben hingegen aufgrund einer längeren gemeinsamen Familienphase eine engere Beziehung zum eigenen Vater oder auch aufgrund einer intensiveren Phase des Zusammenlebens mit der alleinerziehenden Mutter eine stärkere Bindung zu dieser. Beides schränkt sowohl den Bedarf an einem neuen Partner aber auch die Attraktivität für neue Partner ein (BMFSFJ 2011: 50). Der geringere Bedarf Alleinerziehender älterer Kindern wirkt sich vermutlich bereits auf eine geringere Neigung zur Partnerschaftsgründung aus, da der Tausch affektiver Güter betroffen ist. Sofern nicht alle potenziellen Partner von vornherein größere Konflikte in Beziehungen zu Alleinerziehenden mit älteren Kindern antizipieren, sollte sich eine diesbezüglich geringere Attraktivität erst auf die Aufrechterhaltung und Institutionalisierung der Beziehung auswirken. Ein erhöhtes Trennungsrisiko wäre die Folge. Allerdings ist annehmbar, dass potenzielle Partner bereits vor der Partnerschaftsgründung größere Bedenken hinsichtlich ihrer Stellung im Familiensystem haben, wenn die Kinder älter sind. Zusätzlich nehmen ältere Kinder partnerschaftliche Veränderungen der Eltern stärker wahr und zwar mitunter als wenig absehbar und teils auch unerwünscht. Dies kann dazu führen, dass betreffende Alleinerziehende sowohl die Partnerschaftsgründung aber insbesondere die umfassend einflussnehmende partnerschaftliche Haushaltsgründung aufschieben, da sie Umstrukturierungskosten hoch gewichten. Die Verlängerung der partnerlosen Phase wie auch des LATs bringt zum einen Sicherheit über die Passung des Partners in das System, zum anderen erleichtert sie den Umstrukturierungsprozess.

Einiges deutet damit auf einen umgekehrt u-förmigen Einfluss des Alters der Kinder hin. Sowohl das Vorhandensein sehr kleiner als auch bereits älterer Kinder wirkt sich negativ auf Partnerschaftsund Haushaltsgründung aus. Da vierbis sechsjährige Kinder weniger pflegeintensiv als jüngere Kinder sind, aber auch weniger Umstrukturierungskosten verursachen als ältere, sollten Alleinerziehende mit Kindern im Kindergartenalter die günstigsten Aussichten auf eine Partnerschaftsgründung, -aufrechterhaltung und –institutionalisierung haben und das Alleinerziehen damit insgesamt schneller beenden.

 
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