Die Anzahl der Kinder der Alleinerziehenden und ihre Partnerschaftsentwicklung

Eine höhere Anzahl an Kindern minimiert sowohl zeitliche und emotionale als auch ökonomische Ressourcen, bewirkt gleichzeitig jedoch einen höheren Bedarf an eben diesen. Die Ressourcenknappheit schränkt nicht nur die Attraktivität, sondern auch die Gelegenheiten zum Kennenlernen von Partnern ein und steigert Umstrukturierungskosten (weniger Zeit und Kraft zur Reorganisation des erweiterten Familiensystems). Umstrukturierungskosten sind aufgrund des größeren Systems zudem ohnehin erhöht: Das neue Element ‚Partner' muss mit mehr bereits existierenden Elementen (‚Kinder') vereinbart werden. Eine Herabsetzung der Partneransprüche aufgrund des höheren Bedarfs ist damit weniger nutzenstiftend. Darüber hinaus sind Alleinerziehende nur eines Kindes häufiger daran interessiert weitere Kinder zu bekommen, was ebenfalls ihren Bedarf an Partnern auch aber ihre Attraktivität im Vergleich zu Alleinerziehenden mehrerer Kinder erhöht. Damit überwiegen für Alleinerziehende mehrerer Kinder die Hürden zur Partnerschaftsgründung vermutlich die Anreize, sodass sie im Vergleich zu Alleinerziehenden nur eines Kindes vermindert Partnerschaften gründen.

Daraus ergibt sich, dass trotz höherer Bedarfe an einem Haushaltspartner, niedrigere Zusammenzugsraten zu erwarten sind. So führen die hohen Umstrukturierungskosten zu überdurchschnittlich langen LAT-Phasen. Genauso sind häufige Partnerschaftstrennungen zu erwarten, da ein eingeschränkteres Partnerangebot oder schwierigere Umstrukturierungsprozesse zu geringer Partnerschaftsqualität führen. Insgesamt sollten Mütter mehrerer Kinder daher eine längere Phase des Alleinerziehens aufweisen als Mütter nur eines Kindes.

Das Geschlecht der Kinder der Alleinerziehenden und ihre Partnerschaftsentwicklung

Väter haben nach der Trennung mehr Kontakt zu Söhnen als zu Töchtern, was zu geringerer Attraktivität betreffender alleinerziehender Mütter für Partner und auch zu geringerem Bedarf ihrerseits an Partnern führt. Im Falle der Abwesenheit dieses Vaterkontakts haben Alleinerziehende von Söhnen häufig jedoch gerade Bedarf an Vaterersatz. Zudem bauen neue Partner zu männlichen Kindern eventuell schneller eine Beziehung auf als zu weiblichen. In diesem Sinne bleiben Geschlechtereffekte unklar. Einzig die deutliche Präferenz für gemischtgeschlechtliche Geschwisterpaare, die zumindest für die eigenen Nachkommen belegt ist, deutet darauf hin, dass Alleinerziehende mehrerer Kinder als attraktiver gelten, wenn sie sowohl Söhne als auch Töchter haben. Da der Tausch affektiver Güter hiervon jedoch nur in geringem Maße und der Tausch ökonomischer Güter gar nicht betroffen sein sollten, ist nur mit minimalen Effekten der Geschlechterkomposition der Kinder auf die Partnerschaftsgründung und ihrer weiteren Entwicklung zu rechnen.

 
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