Empirischer Teil

Einleitung

Die empirische Untersuchung ist in zwei Abschnitte gegliedert. Im ersten Teil (Abschnitt 4.2) wird explorativ beschrieben, wie sich das erste Alleinerziehen und die im zweiten Abschnitt zentral zu untersuchenden Prozesse in den partnerschaftlichen Gesamtlebenslauf der Frauen einordnen (siehe Forschungsfrage 2). In diesem Kapitel werden Verfahren der Sequenzanalyse angewendet. Im zweiten Teil (Abschnitt 4.3) wird die Dauer erster alleinerziehender Mutterschaft inferenzstatistisch untersucht (siehe Forschungsfragen 1a-1c). Die theoretisch hergeleiteten Hypothesen werden in diesem Kapitel mittels ereignisdatenanalytischen Verfahren untersucht.

Der für beide empirischen Teile verwendete Datensatz basiert auf den ersten drei Wellen des Beziehungsund Familienpanels pairfam (Nauck/Brüderl/Huinink/ Walper 2012)[1]befragt seit 2008/2009 jährlich Personen der Geburtskohorten 1971-1973, 19811983 und 1991-1993 (eine ausführliche Darstellung der Studie findet sich in Huinink et al. 2011). Die Kombination mit der an pairfam angelehnten Zusatz- erhebung DemoDiff[2] ermöglicht des Weiteren aussagekräftige Vergleiche zwischen Westund Ostdeutschland (zur ausführlichen Beschreibung der Studie siehe Kreyenfeld/Trappe/Huinink/Walke 2012). In DemoDiff werden ausschließlich bei Stichprobenziehung in Ostdeutschland Lebende der Geburtskohorten 1971-73 und 1981-83 befragt. Daher und weil die jüngste Kohorte bisher kaum familiale Übergänge erlebt hat, werden die 1991-93 Geborenen nicht in die vorliegenden Analysen einbezogen. Die erste Welle DemoDiff wurde ein Jahr zeitversetzt zu pairfam 2009/2010 erhoben, seit der zweiten Welle DemoDiff laufen die Befragungen inhaltlich weitgehend synchron. Tabelle 4 stellt die Befragtenanteile der Surveys sowie den Panelausfall dar:

Welle

pairfam

Welle

DemoDiff

1

12.402

1

1.489

2

9.587 (22,7%)

2/3

1.173 (21,2%)

3

7.901 (13,6%)

Quelle: pairfam (Wellen 1-3, 2008-2011) und DemoDiff (Wellen 1 und 2/3, 2009-2011).

Tabelle 4: Anzahl der Befragten des Beziehungsund Familienpanels, nach Welle (Ausfallanteile in Klammern)

Durch die retrospektive Erhebung von Partnerund Elternschaftsbiografien in Welle 1 sind bereits auf Basis weniger vorliegender Wellen detaillierte längsschnittliche Untersuchungen von Familienund Partnerschaftsverläufen möglich. Neben den Geburtsdaten aller Kinder sind in diesen Retrospektivinformationen auch Episoden des Zusammenlebens mit den Kindern sowie die biologische Beziehung der Kinder zur Befragungsperson verfügbar. Des Weiteren werden alle „festen“ Partnerschaften seit dem 15. Lebensjahr erfragt. Der folgende Fragetext definiert dabei das Konzept einer festen Partnerschaft: Im Verlauf der Befragung werden Beginn und Ende dieser Beziehungen, die Daten von Haushaltszusammenlegungen oder Eheschließungen und Auflösungen erhoben. Auch Phasen von Partnerschaftsoder Kohabitationsunterbrechungen werden erfragt. Zum erneuten Erhebungszeitpunkt im darauf folgenden Jahr, wird die Befragungsperson nach sämtlichen entsprechenden Fertilitätsund Partnerschaftsereignisse seit dem letzten Interview befragt.

Über vergangene und aktuelle Partner liegen Informationen zum Geschlecht und zur Beziehung zu angegebenen Kindern vor. Der detaillierte Informationsgehalt dieses Moduls zur Partnerschaftshistorie ist aufgrund der Erhebung von LAT-Partnerschaften und Partnerschaftsunterbrechungen in deutschen sozialwissenschaftlichen Repräsentativerhebungen beispiellos. Die Erfragung aller Episoden über den Lebenslauf hinweg hat für die vorliegende Studie den Vorteil, dass Episoden des Alleinerziehens exakt im Lebenslauf zu verorten sind. Damit sind ihr Entstehungszusammenhang und ihre Ordnung identifizierbar. Dementsprechend ist das Problem der Linkszensierung nicht gegeben.[3]

Neben der Partnerund Elternschaftsbiografie liegen im Beziehungsund Familienpanel seit der dritten Welle auch retrospektive Informationen zu Phasen der Ausbildung und der Erwerbstätigkeit seit der Kindheit vor. Des Weiteren werden in dieser dritten Welle auch Umzüge und Episoden des Zusammenlebens mit den Eltern seit dem 18. Geburtstag der Befragten erfasst. Für den Teil der Befragten, der in Welle 3 pairfam bzw. Welle 2/3 DemoDiff teilgenommen hat, sind also auch diese Informationen weitgehend für den gesamten bisherigen Lebenslauf verfügbar.

Das Datenaufbereitungsteam des Beziehungsund Familienpanels stellt Syntaxen bereit, welche aus den Befragtendaten die Historien zu den Partnerschaften, der Elternschaft und der Erwerbstätigkeit generiert (biopart, biochild, bioact) (Brüderl et al. 2013). In diesen Datensätzen sind die Biografien (bzw. im Falle von bioact: Teile der Biografien) in eine nutzerfreundliche Form gebracht und weitgehend auf ihre Konsistenz geprüft (beispielsweise wird kontrolliert, ob das Datum des Partnerschaftsendes nach dem der Partnerschaftsgründung liegt) (ebd.: 55). Um die Daten ereignisoder sequenzanalytisch zu untersuchen, bedarf es der Transformation in das sogenannte Spell-Format. In diesem Format werden die Angaben jedes Befragten für jedes relevante Ereignis einzeln im Datensatz abgelegt. Bevor diese Spell-Daten generiert werden können, ist es notwendig die Biografien in kompatible Formate zu bringen und fehlende Dateninformationen adäquat zu behandeln. Teil dieser Dissertation ist diese umfangreiche Datenedition, welche ausführlich in Schnor/Bastin (2014) dokumentiert ist. Der dort beschriebene und hier verwendete Datensatz „Eventhistory.dta“ beinhaltet des Weiteren die Identifikatoren imputierter Daten[4] und die sogenannte Risikopopulation. Ferner wird hier der Umgang mit der großen Detailliertheit der retrospektiven Daten des Beziehungsund Familienpanels, wie beispielsweise parallelen Partnerschaftsepisoden, beschrieben.[5]

  • [1] Das Beziehungsund Familienpanel parifam wird von Josef Brüderl, Johannes Huinink, Bernhard Nauck, und Sabine Walper koordiniert. Die Studie wird als Langzeitprojekt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Die Analysen basieren auf pairfam, Release 3.1 sowie auf der Zusatzstichprobe DemoDiff, Release 2.0. (doi:10.4232/demodiff.5684.3.0.0).} sowie den Wellen 1 und 2/3 der ostdeutschen Zusatzstichprobe DemoDiff (Kreyenfeld et al. 2013). Nach einer Beschreibung des Datensatzes und seiner Aufbereitung erfolgt für jeden der beiden empirischen Abschnitte eine separate Beschreibung des inhaltlichen Aufbaus der Analysen, der angewandten Methoden, der jeweils ausgewählten Stichproben sowie der Ergebnisse.

    Die Datenbasis: Das Beziehungs - und Familienpanel pairfam

    Die für die Bundesrepublik Deutschland repräsentative Panelstudie pairfam{{ “Panel Analysis of Intimate Relationships and Family Dynamics“.

  • [2] “Demographic Differences in Life-Course Dynamics in Eastern and Western Germany“.
  • [3] Ausgenommen davon sind Episoden mit fehlenden Jahresangaben. Diese werden in den Analysen nicht berücksichtigt.
  • [4] Wenn Befragte das Jahr eines Ereignisses angeben aber nicht den Monat bekommen sie die Gelegenheit eine ungefähre Angabe zu machen (Jahresanfang / Winter, Frühjahr / Ostern, Jahresmitte / Sommer, Herbst oder Jahresende) oder die Frage unbeantwortet zu lassen. In beiden Fällen wird ein zufällig ausgewählter Monat ersetzt, was zum einen zu falsch-inkonsistenten
  • [5] Die Dokumentation bei Schnor/Bastin 2014 bezieht sich primär auf die Aufbereitung der Partnerschaftsund Fertilitätshistorien. Die Autorin dieser Arbeit erweiterte den dort beschriebenen Datensatz um die Aufbereitung der Ausbildungsund Erwerbsbiografien sowie um die Historie des Zusammenlebens mit den Eltern.
 
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