Grenzen der Studie und Implikationen für zukünftige Forschungsvorhaben

Auf Basis der detailreichen empirischen Untersuchungen konnten zumindest einige Hauptkriterien zur Prüfung des hier gewählten mehrdimensionalen theoretischen Modells erfüllt werden. Der Detailreichtum birgt jedoch auch Nachteile. So besteht zum einen ein hoher Anspruch an die Qualität und Reliabilität der Daten. Beispielsweise wurde erwartet, dass die Befragten exakte und separate Angaben zu Beginn und Ende sämtlicher Beziehungen sowie zu Beginn und Ende sämtlicher Kohabitationen machen. Das Kohortendesign beinhaltet zwar auch hier einen methodischen Vorteil: So sollten Erinnerungsfehler erstens insgesamt weniger ins Gewicht fallen, da die Befragten eher kurze Biografien zu erinnern haben. Diese sind zweitens von ähnlicher Länge, was Verzerrungs- unterschiede zwischen Personengruppen minimieren sollte. Allerdings zeigen die Analysen bei Kreyenfeld und Bastin (2013), dass insbesondere die zeitliche Verortung weniger institutionalisierter Lebensformen, wie das LAT und die NEL, größeren Erinnerungsungenauigkeiten unterliegt. Auch aufgrund der eher niedrigen Fallzahlen, konnten die Sensitivitätsanalysen in dieser Studie nicht immer ausschließen, dass Effekte durch ein unzuverlässiges, zwischen Personengruppen inkonsistentes, Antwortverhalten bestimmt sind. Unabhängig von der Reliabilität detaillierter Daten führt Detailreichtum (sowohl theoretischer als auch empirischer) auch unweigerlich zu erhöhter Komplexität, die sich in bewusst reduzierenden Modellen in der Regel kaum abbilden lässt. Dies macht es umso schwieriger, die Resultate auf wenige Hauptergebnisse zu reduzieren, ohne eine bisweilen willkürlich anmutende Auswahl zu treffen.

Gleichzeitig fehlte es den Daten an einigen Stellen an wichtigen Details. So konnten die Konstrukte beispielsweise häufig nur indirekt und durch Proxyinformationen abgebildet werden. Direkte Angaben zum Vaterkontakt, zur Betreuungssituation, zur Einkommensund Vermögenssituation, zur Qualität der Trennung vom Kindsvater, zur generellen subjektiven Einschätzung der aktuellen Belastungssituation, zum Verhalten auf dem Partnermarkt, zu Persönlichkeitsmerkmalen oder zu allgemeinen Einstellungen, insbesondere in Hinblick auf eine neue Partnerschaft, standen gar nicht oder nicht in ausreichendem Maße im Längsschnitt zur Verfügung. Für jedes der vier Konstrukte wären damit zur Beantwortung der Forschungsfragen geeignetere quantitative Messinstrumente denkbar. Auch hier vermögen die Panelinformationen zukünftiger Wellen des Beziehungsund Familienpanels eine Absicherung und Vertiefung der vorgelegten, auf Retrospektivangaben beruhenden, Analysen zu leisten. Dies auch deshalb, weil Paneldaten geringeren Erinnerungsfehlern unterliegen.

Darüber hinaus ist es anzuraten, die vorgelegten Befunde und inhaltlichen Schlussfolgerungen qualitativ zu sichern und zu vertiefen. Die Auswertung problemzentrierter oder narrativer qualitativer Interviews mit Betroffenen dürfte das komplexe Motivationsund Restriktionsgeflecht der Partnerschaftsentwicklung insbesondere Alleinerziehender, weiter entwirren. Um sich im Verlauf des Alleinerziehens ändernde Bedingungen der Partnerschaftsentwicklung aufzufangen, sollten entsprechend auch qualitative Forschungsdesigns zum Studiengegenstand längsschnittlich angelegt werden. Damit wäre es gleichzeitig möglich, Fragen nach tatsächlichen Folgen von Partnerschaftsumbrüchen nachzugehen (vgl. auch oben) und zu analysieren, ob diese wiederum für bestimmte Personengruppen von unterschiedlicher Bedeutung sind. Insbesondere im Längsschnitt liegen hierzu bislang, sowohl auf qualitativer als auch auf quantitativer Ebene, nur unzureichende Befunde vor.

Neben allen Vorteilen, die das Kohortendesign des Beziehungsund Familienpanels mit sich bringt, ist schließlich zu betonen, dass die hier getroffenen Aussagen nicht auf die Gesamtheit der alleinerziehenden Frauen in der deutschen Bevölkerung zutreffen müssen. Für eher jung Alleinerziehende bzw. alleinerziehende Mütter eher junger Kinder im Säuglings-, Kleinkindund Vorschulalter sollte die untersuchte Gruppe jedoch weitgehend repräsentativ und die Ergebnisse entsprechend auf sie übertragbar sein. Auch für diese Personengruppe gelten die Befunde allerdings nur für den Zeitraum des frühen bis mittleren Erwachsenenalters. Die Ereignisund insbesondere die Sequenzanalysen werden in den kommenden Jahren vom Vorliegen eines größeren Beobachtungszeitraumes, bestenfalls über den gesamten Lebenslauf hinweg, profitieren. Sie sollten dann einen tieferen Einblick in Partnerschaftsdynamiken sowohl von Frauen mit frühem Erleben des Alleinerziehens als auch von später Alleinerziehenden offenbaren.

 
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