Institutionen und Organisation
Anpassungsfähigkeit und Eigentumsrechte als Wegbereiter westlicher Dominanz: The Rise of the Western World von Douglass C. North und Robert Paul Thomas
Matthias Pfeil
Biographien
Douglass C. North wurde am 05. November 1920 in Cambridge, Massachusetts, geboren. Da die Anstellung seines Vaters bei einer Lebensversicherungsgesellschaft mit zahlreichen Ortswechseln verbunden war, zog North zunächst nach Connecticut und anschließend nach Ottawa in Kanada. Als jüngstes Kind in der Familie, North hatte noch einen älteren Bruder und eine Schwester, verbrachte er zudem einige Zeit in Europa. So besuchte er deshalb Schulen sowohl in der Schweiz und Kanada als auch in New York und Long Island. Er machte seinen Highschool-Abschluss schließlich an der Choate School von Wallingford in Connecticut, wo er seine Leidenschaft für Fotografie entdeckte. Diese nützt dem späteren Nobelpreisträger auch in seiner wissenschaftlichen Arbeit, welche er dadurch aus den verschiedensten Perspektiven betrachten konnte (Pies 2009, S. 1; North 2004, S. 209–210, 221).
Obwohl North davon spricht, dass sein Familienleben nicht intellektuell geprägt gewesen sei, war für ihn insbesondere seine Mutter eine inspirierende Persönlichkeit. Da die Familie schließlich nach San Francisco zog, entschied sich der Familienmensch North gegen Harvard und für ein Studium an der näher gelegenen University of California in Berkeley. Dort sprach er sich als überzeugter Marxist und Friedensbefürworter, im Gegensatz zu seinen kommunistisch geprägten Kommilitonen, gegen den Zweiten Weltkrieg und für eine friedliche Lösung aus. Seine Überzeugung resultierte in dem Entschluss, in die Handelsmarine einzutreten, wenngleich er eigentlich ein Jurastudium beginnen wollte. Die Zeit bei der Handelsmarine nutzte North, nach eigener Aussage, vor allem um zu lesen, was in ihm schließlich den Entschluss reifen ließ, Ökonom zu werden. Seine erste Frau war Lehrerin und feierte Erfolge als Politikerin der Regionalregierung von Washington State. Aus dieser Ehe gingen zudem drei Söhne hervor: Douglass, Christopher und Malcom. 1972 heiratete North seine zweite Frau, Elisabeth Case (Pies 2009, S. 1; North 2004, S. 210–212, 220–221).
Der spätere Nobelpreisträger begann sein Aufbaustudium in Berkeley mit der Zielsetzung, die Gesellschaft zu verbessern. Sein erklärter Weg, dieses Ziel zu erreichen, war die Suche nach den Rahmenbedingungen der Ökonomie: „[O]nce we had an understanding of what determined the performance of economies through time, we could then improve their performance“ (The Nobel Foundation 1993a). Douglass C. North sieht dabei nicht nur Robert Brady und Leo Rogin, beides Professoren in Berkeley, als prägend für seine spätere Entwicklung. Auch sein Mentor M. M. Knight, der ein beeindruckendes Wissen der Wirtschaftsgeschichte besaß und der seine Abschlussarbeit betreute, stellt einen Fixpunkt seines weiteren Weges dar.
Dennoch konnte er erst im Verlauf seiner Anstellung an der University of Washington in Seattle ein tiefgreifendes Verständnis der Wirtschaftstheorie gewinnen. Schachspiele gegen den jungen Theoretiker Don Gordon lehrten ihn dort erstmalig, wie ein Ökonom zu denken (North 2004, S. 211). So wurde er in seiner Zeit als Associate Professor in Seattle zum Acting Director of the Institute for Economic Research berufen, nachdem er ab 1956 eine einjährige Station am National Bureau of Economic Research (NBER) verbracht hatte. Als Professor of Economics hatte North anschließend mehrere Jahre nicht nur die Stellung als Director of the Institute for Economic Research inne, sondern war auch Mitglied des Board of Directors des NBER. Parallel zu seiner Tätigkeit als Herausgeber des Journal of Economic History war er 1972 zugleich Präsident des Verbandes für Wirtschaftsgeschichte. Zum Ende seiner Zeit in Seattle hatte er dann den Lehrstuhl für Wirtschaft inne, bevor er als Pitt Professor of American Institutions an die Universität von Cambridge wechselte.
Ab 1983 war North Henry R. Luce Professor of Law and Liberty und Professor of Economics and History an der Washington University in St. Louis. Dort besetzte er bis 1990 auch die Direktorenposition des Center in Political Economy, wo er 1996 zusätzlich als Spencer T. Olin Professor in Arts and Science eingeführt wurde (Washington University 2003, S. 1; North 2004, S. 221–222; Hoover Institution
o. J.). Nach einigen Kurzaufenthalten an vielen renommierten amerikanischen
sowie europäischen Universitäten, wurde er schließlich im Jahr 2000 Bartlett Burnap Senior Fellow der Hoover Institution in Stanford (Hoover Institution o. J.; Washington University 2003, S. 1).
Scheinbar in Erfüllung seiner ursprünglichen Zielsetzung erhielt Douglass North, neben zahlreichen weiteren Auszeichnungen und Förderungen, zusammen mit Robert W. Fogel, im Jahr 1993 den Wirtschaftsnobelpreis „for having renewed research in economic history by applying economic theory and quantitative methods in order to explain economic and institutional change“ (The Nobel Foundation 1993b).
Robert Paul Thomas, geboren am 23. August 1938, absolvierte sein Bachelorstudium am Carleton College in Northfield, Minnesota. Sein anschließendes Masterstudium verschlug ihn an die Northwestern University in Evanston, Illinois, wo er ab 1963 auch promovierte. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen Wirtschaftsgeschichte, sowie wirtschaftliche Entwicklung und industrielle Organisation. Er spezialisierte sich insbesondere auf Eigentumsrechte im Zeitverlauf.
Sein beruflicher Werdegang beginnt im Jahr 1960 als Graduate Teaching Fellow der Northwestern University. Schon in den beiden darauf folgenden Jahren wurde er als Instructor der dortigen Sommeruniversität eingesetzt. Nachdem er von 1963–1964 zunächst Acting Assistant Professor und anschließend Assistant Professor war, wurde er im Jahr 1969 zum Associate Professor der University of Washington in Seattle ernannt, wo sich seine Wege mit dem späteren Nobelpreisträger und Co-Autoren Douglass C. North kreuzten. Nachdem auch North die Universität in Seattle verlassen hatte, war Thomas in den Jahren 1981–1983 als Direktor für legislative Angelegenheiten im Stab des US-Senators Slade Gorton tätig.
Für seine Arbeiten erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. So war er unter anderem von 1962–1963 Rovensky Fellow in Economic History. Zusammen mit Douglass C. North war Robert Paul Thomas außerdem Stipendiat der National Science Foundation, welche die Forschung zum grundlegenden Titel dieses Beitrags The Rise of the Western World: A New Economic History (North und Thomas 1973a) unterstützt hat (University of Washington 1984, S. 1).