Befragungsmodus

Alle Befragungen werden in einem von drei Befragungsmodi durchgeführt: als persönliches Face-to-Face-Interview, als schriftliche oder als telefonische Befragung, wobei die Letztere zwar auch mündlich zwischen Interviewer und Befragtem, aber eben nicht von Angesicht zu Angesicht abläuft. Zusätzlich hat sich in den letzten Jahren eine Variante der schriftlichen Befragung etabliert, auf die deshalb eigens eingegangen werden soll: die Online-Befragung.

Face-to-Face-Interviews

Persönliche Interviews bieten hinsichtlich ihres Standardisierungsgrades die volle Variationsbreite: Voll standardisierte Interviews, die bis zu drei Stunden dauern können, werden etwa in der angewandten Mediennutzungsforschung eingesetzt, um das konkrete Mediennutzungsverhalten der Bevölkerung darzustellen; Leitfadeninterviews bis hin zu vollkommen unstrukturierten Gesprächen mit Experten sind vorwiegend bei qualitativen bzw. nicht-repräsentativen Untersuchungen anzutreffen. In allen Fällen bedeutet dies den Einsatz qualifizierter Mitarbeiter und das heißt immer: hohe Kosten und relativ hoher Zeitaufwand. Man muss bedenken, dass persönliche Interviews einer recht langen Vorbereitung bedürfen: Will man etwa eine repräsentative Stichprobe der Bevölkerung befragen, müssen zunächst die Adressen, dann die zu befragende Person ausgewählt und ein Termin mit ihr vereinbart werden. In den seltensten Fällen werden die ausgewählten Personen bereit und in der Lage sein, ohne vorherige Terminabsprache ein mehrstündiges Interview mitzumachen.

Dieses zeitintensive Verfahren hat jedoch den großen Vorteil, dass die Ausschöpfungsquote meist hoch ist: Im Unterschied zu anderen Befragungstypen hat man bei Face-to-Face-Interviews eine geringere Verweigerungsund Abbruchquote, die Befragten „halten länger durch“. Im Resultat bedeutet dies, dass die Qualität der Stichprobe hoch ist und die Repräsentativität eher gewahrt bleibt[1]. Die Rücklaufquote (auch ausgeschöpfte Stichprobe genannt) ist bei Face-to-Face-Interviews im Allgemeinen deutlich höher als bei schriftlichen, telefonischen und vor allem Online-Befragungen. Man kann mit etwa 40 bis 70 % rechnen. Diese Angaben schwanken, weil allein schon die Bereitschaft für eine Teilnahme unterschiedlich ist. Man kann sich leicht in die Lage eines Befragten versetzen, der zum Beispiel telefonisch um einen persönlichen Interviewtermin gebeten wird: Möglicherweise wird man den Interviewer eines bekannten Instituts, der womöglich einen wissenschaftlichen Forschungsauftrag hat, eher in die Wohnung lassen als jemanden, der für seine Firma Interviews durchführen soll. Verlässliche Aussagen bzw. Prognosen sind allerdings nur schwer zu treffen. Allgemein kann man beobachten, dass die Ausschöpfungsquoten seit Jahren rückläufig sind, sich bei Face-to-Face-Befragungen aber am stabilsten zeigen (vgl. Aust und Schröder 2009).

  • [1] Man darf nicht vergessen, dass Interviewausfälle bei repräsentativen Stichproben nicht einfach durch den nächsten Nachbarn ersetzt werden dürfen, weil in diesem Fall keine Zufallsauswahl mehr gegeben wäre
 
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