Karlheinz Weißmann: Politik und Metapolitik
Die Frage, wie man sich im jungkonservativen Lager auf die AfD zu beziehen habe, hat Weißmann zu Präzisierungen veranlasst, die das Verhältnis von Realund Metapolitik berühren. Bereits im Augustheft aber hatte er gegen den Hype um die Identitären in Frankreich, deren Bewegung in der Sezession vor allem von Martin Lichtmesz und Kubitschek positiv aufgegriffen wurde, die Notwendigkeit von politischen Organisationen und Parteibildungsprozessen betont, die willens und fähig seien, auf die "Mitte" Einfluss zu nehmen. In diesem Zusammenhang ging er wohlwollend auf die AfD ein: "Dieser Versuch, den gesunden Menschenverstand zu organisieren, setzt auf die Mobilisierung der […] Mitte, was angesichts der bestehenden Kräfteverhältnisse die einzig denkbare Option für ein anderes politisches Handeln ist" (Weißmann 2013a, S. 13; Hervorh. v. Vf.). Die Rolle, die er dem IfS dabei beimaß, beschrieb er als eine weiterhin metapolitische und insbesondere konzeptionelle Arbeit, deren Ziel es letztendlich sein müsse, einen "ideologischen Gesamtentwurf zu schaffen".
Auf dem 2. Zwischentag hielt Weißmann dann zum Thema "Politik und Metapolitik" einen Vortrag, dem er im Dezemberheft 2013 der Sezession einen demselben Thema gewidmeten Artikel folgen ließ. Der Artikel führt das Verhältnis von situationsbezogener realpolitischer Option und langfristiger konzeptioneller Arbeit (im Übrigen unter Bezugnahme auf Gramsci) näher aus (Weißmann 2013b, S. 41):
1) "Metapolitik ist […] nur sinnvoll als Teil von politischen Strategien." Sie "muß Lagen analysieren und Machbarkeitsfragen stellen", sie "interessiert sich zwingend auch für politische Praxis und deren Träger", was nicht bedeutet, so Weißmann mit Blick auf Kubitschek, "seine persönlichen oder ästhetischen Maßstäbe gegenüber der Politik zur Geltung" zu bringen, denn die seien "nicht politisch".
2) Metapolitik kann nur dann Wirksamkeit entfalten, wenn sie anschlussfähig ist und "gehört" wird. "Provokation und Konfrontation", d. h. die von Kubitschek bevorzugten Optionen (vgl. Kubitschek 2007), seien daher "nur ausnahmsweise Mittel der Wahl".
3) Metapolitik ist auf einen langen Zeitraum eingerichtet ("gedehnte Fristen", "langer Atem") und erfordere ob vieler "Unwägbarkeiten […] Geduld, Klugheit und Geschick", immer aber den Bezug auf den "Alltagsverstand". Mit einer voluntaristischen und sektiererischen ("Konventikel, in denen jeder die ›Sprache Kanaans‹ spricht") Praxis sei dies nicht vereinbar.
4) Es gibt allerdings keine "Erfolgsgarantie" für Metapolitik, zumal der "Kulturkampf von rechts auch in Zukunft aus einer Position der Schwäche geführt" werde, was "die Zielsetzung und die Wahl der Mittel bestimmen" müsse.