Bewegung für die Bewegung – Fußball und seine Bedeutung für die deutsche Rechte

"Fußball ist ein wesentlicher Bestandteil der internationalen Beziehungen unserer Zeit, die schon lange nicht mehr exklusiv auf der Ebene der Diplomatie beruhen. Fußball ist allerdings nicht nur ein sportlicher Zeitvertreib, sondern auch ein Mittel gesellschaftlicher Integration wie auch Kristallisationspunkt sozialer Kämpfe und ein wichtiges ökonomisches Gut. Fußball kann zu verstärktem Nationalismus, ja Rassismus führen. Fußball kann auch als Ausgleichsventil für Marginalisierung im politischen Raum dienen" (Woyke 2006: 28).

In der modernen Gesellschaft erfüllt der Sport eine Vielfalt gesellschaftlicher Funktionen. Gerade dem Mannschaftssport wird in Beiträgen von Politkern und Sportfunktionären immer wieder ein großes Integrationspotential – bis hin zu geradezu sozialtherapeutischen Eigenschaften – zugeschrieben. "Ohne Übertreibung kann man davon sprechen, dass sich der Sport zu einer Großmacht entwickelt hat und unmittelbar nach der Politik, wenn nicht sogar vor der Politik die wichtigste gesellschaftliche Realität darstellt" (ebd.: 13).

Selbst wenn diese Einschätzung übertrieben wirken mag, erscheint es sinnvoll, die kulturelle und politische Bedeutung des Sports sowie die damit einhergehenden Einflussmöglichkeiten nicht zu unterschätzen. Hierzu genügt ein Blick auf die im Deutschen Fußball Bund (DFB), dem Dachverband des deutschen Fußballsports, organisierten Personenpotentiale. Hier sind gegenwärtig mehr als 6,85 Millionen Mitglieder in rd. 25 500 Vereinen mit über 164 000 Mannschaften organisiert. Erweitert man die Perspektive auf den Deutschen Olympischen Sportbund als Dachverband des organisierten Sports in Deutschland, vereinigt der Sport ca. 28 Millionen Mitglieder in rd. 91 000 Turnund Sportvereinen. Damit erreicht der vereinsmäßig organisierte Sport etwas mehr als ein Drittel der deutschen Bevölkerung.

Als Multiplikator besitzt der organisierte Vereinssport somit eine gewaltige Reichweite, was auch für die strategischen Berechnungen politischer Kommunikatoren von Bedeutung ist. Gerade im Kontext rechter Diskurse ist jedoch nicht nur die strukturelle Ebene des Sports von Relevanz. Es gilt gleichermaßen, die alltagskulturellen Aspekte des Themas auf ihre Potentiale im Rahmen extrem rechter Agitations-, Propagandaund Rekrutierungsstrategien anzusprechen.

 
< Zurück   INHALT   Weiter >