Skizze des schweizerischen Berufsbildungssystems
Um die Beiträge des vorliegenden Bandes besser einordnen zu können, soll nachfolgend die schweizerische Berufsbildung kurz vorgestellt werden.
Die Berufsbildung umfasst die berufliche Grundbildung auf Sekundarstufe II sowie die höhere Berufsbildung auf Tertiärstufe. Die berufliche Grundbildung wird in der Regel im Anschluss an die obligatorische Schulzeit durchlaufen, aber rund ein Sechstel aller Jugendlichen schlagen Umwege wie Zwischenlösungen oder Brückenangebote ein. Die berufliche Grundbildung umfasst folgende Bildungsangebote (vgl. Abbildung 1):
Abbildung 1 Skizze des schweizerischen Berufsbildungssystems (Quelle: Factsheet Berufliche Grundbildung, SBFI, 2014)
• Die 3oder 4-jährige berufliche Grundbildung mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) dient der Vermittlung der Qualifikationen zur Ausübung eines bestimmten Berufes und öffnet den Zugang zur höheren Berufsbildung.
• Die 2-jährige berufliche Grundbildung mit eidgenössischem Berufsattest (EBA) erlaubt vorwiegend praktisch begabten Jugendlichen die Erlangung eines anerkannten Abschlusses, welcher Zugang zu weiterführenden Bildungsangeboten bietet.
• Die eidgenössische Berufsmaturität ergänzt die berufliche Grundbildung EFZ im Sinne einer vertieften Allgemeinbildung. Sie ermöglicht leistungsstarken Jugendlichen den prüfungsfreien fachgebundenen Zugang zu einer Fachhochschule. Mit einer Ergänzungsprüfung ist auch der Zugang über eine Passarelle an eine Schweizer Universität oder eine der Eidgenössischen Technischen Hochschulen möglich.
Anders als in vielen anderen europäischen Ländern ist in der Schweiz zwar auch eine gewisse Akademisierungstendenz zu verzeichnen, allerdings ist die berufliche Grundbildung weiterhin die meistgewählte Erstausbildung. Zwei Drittel der Jugendlichen entscheiden sich für eine solche berufliche Grundbildung. Nach dieser Grundbildung sind vielfältige Weiterbildungen möglich. Neben der bereits erwähnten Fachhochschule (Zugang mit einer Berufsmaturität) können im Bereich der Höheren Berufsbildung eine durch die Berufsverbände organisierte Berufsprüfung (z.B. Baupolier), eine Höhere Fachprüfung (z.B. Schreinermeister, dipl. Finanzexpertin) oder eine Höhere Fachschule (Pflegefachmann/-frau HF) absolviert werden.
Die berufliche Grundbildung erfolgt zum überwiegenden Teil dual, im Lehrbetrieb und in der Berufsfachschule. Die Lernenden sind dabei aktiv in betriebliche Prozesse integriert und erlernen im Betrieb berufspraktische Kenntnisse und Fähigkeiten. Die Berufsfachschule vermittelt die schulische Bildung und bietet zusätzlich den Berufsmaturitätsunterricht an. Alternativ kann die berufliche Grundbildung auch vollständig im schulischen Umfeld, z.B. in einer Lehrwerkstätte oder Handelsmittelschule, stattfinden.