Collective Identity Ansatz

Das Verständnis davon, einer Gruppe anzugehören und sich dadurch abzugrenzen von Anderen, ist die Voraussetzung für die Mobilisierung einer sozialen Bewegung. Daran geknüpft sind die Handlungsfähigkeit und Selbststeuerung. Aus den sozioökonomischen Verhältnissen wird deutlich, dass kein anderes Paradigma dermaßen belastet wird, wie die kollektive Identität in dieser Berufsgruppe. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Zu den genannten Faktoren gehören, die Heterogenität der Berufsfelder, die ehrenamtliche Tätigkeit in sozialen Bereichen, das negative Berufsbild und das zunehmend individualisierte Denken und Handeln, gefördert durch die Vermarktlichung auf der individuellen Ebene. Darüber hinaus beschreibt der Ansatz die Zuschreibungserfahrungen als ebenso bedeutsam, welche durch die mangelnde gesellschaftliche Anerkennung konsequent beeinträchtigt werden und zu einem kollektiven Minderwertigkeitsgefühl führen. Damit einher geht die Unterwerfung an die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse.

Resource Mobilization Ansatz

Aus Sicht des Resource Mobilization Ansatzes ergeben sich die Nachteile bereits aus den mangelnden Geldund Zeitressourcen. Verantwortlich dafür sind unter anderem der Gender-Pay-Gap, die geringen Löhne, und die unbezahlte Arbeit. Das bedeutsamere Problem besteht allerdings in der mangelnden Bewegungsorganisation. Ein Vorwurf, dem sich die Gewerkschaften bis heute im sozialen Bereich stellen müssen, ist das fehlende Engagement (Stapf-Finé, 2013). Hinzu kommt ein ohnehin sehr geringer Organisationsgrad, sowohl bei den Studierenden mit ca. 3,7 % als auch bei den Arbeitsleistungserbringern mit ca. 20 %. Darüber hinaus wird diese geringe berufliche Organisierung noch aufgesplittert in die einzelnen Mitgliedschaften bei Ver.di, GEW und dem DBSH.

Political Opportunity Ansatz

Aus der Chronik der sozialen Bewegungen zwischen 1945 und 2007 gehen einzig in dem Jahr 2004 mehrere Bewegungen gegen die Einführung von Harz IV, Sozialdumping und den „Sozialkahlschlag“ hervor (Roth & Rucht, 2008: 691). Aus Sicht der politischen Gelegenheitsstrukturen wurden diese Proteste gebilligt und keine Gegenmaßnahmen ergriffen. Von daher ist zu vermuten, dass eine Protestbewegung in diesem Bereich zunächst toleriert werden würde, abhängig von ihren politischen Verbündeten und Gegnern. Außerhalb der politischen Strukturen könnten weitere Verbündete bei den globalisierungsund ökonomisierungskritischen Bewegungen gesucht werden (z. B. Attac), welche eine soziale Bewegung unterstützen könnten. Da bislang dahingehend ebenfalls nichts unternommen wurde, wirkt sich dies ebenso nachteilig aus. An weiteren externen Faktoren ist auch die zunehmende Individualisierung der Gesellschaft als kritisch zu betrachten.

 
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