Einsatz und Wirkung der Gemeinwesenarbeit in der Galgenhalde
Handlungsfelder
Die Arbeit des Gemeinwesenarbeiters in der Galgenhalde, der schon vor Beginn des Projekts „ Alter und Versorgung im nachbarschaftlichen Netz einer Wohngemeinschaft“ mit 30 % im Quartier Galgenhalde tätig war, bezog sich auf drei Handlungsfelder:
Handlungsfeld 1 Die Organisation der Arbeit im Bewohnertreff und teilweise im „alten Waschhaus“;
Handlungsfeld 2 Die Unterstützung der Bewohner im Freizeitbereich im Zusammenhang mit Festen und Feiern;
Handlungsfeld 3 Die Beratung speziell der älteren Bewohner im Hinblick auf die Angebote und Möglichkeiten des Altenhilfeträgers im Quartier.
Durch die Erweiterung des Stellenvolumens der Gemeinwesenarbeit im Zusammenhang mit dem Projekt „Alter und Versorgung im nachbarschaftlichen Netz einer Wohnbaugenossenschaft“ um weitere 50 % Stellenanteil und durch die intensivere theoretische Fundierung der Tätigkeit der Gemeinwesenarbeiter als Unterstützer nachbarschaftlicher Entwicklung kamen weitere vier Handlungsfelder für die Gemeinwesenarbeit hinzu:
Handlungsfeld 4 Die zugehende Beratung Einzelner und nachbarschaftlicher Systeme in den Häusern, vor allem durch die Haustürgespräche;
Handlungsfeld 5 Die Stärkung der nachbarschaftlichen Beziehungen in den Häusern durch Paten;
Handlungsfeld 6 Die Begleitung und Beratung der Dienste des Altenhilfeträgers im Blick auf die Bereitschaft, wo immer möglich, Hilfe als familiäre und nachbarschaftliche Hilfe oder Hilfe im Leistungsmix (Hilfemix, Welfare Mix) zu erbringen;
Handlungsfeld 7 Die Unterstützung der Fachbereiche des Bauund Sparvereins eG im Blick auf eine Mitgliederförderung, die nicht nur das einzelne Mitglied im Blick hat, sondern das gesamte Quartier und insbesondere die nachbarschaftlichen Beziehungen im Quartier.
Im Folgenden werden die Wirkungen, die die Gemeinwesenarbeit auf das nachbarschaftliche Zusammenleben der Bewohner hatte, beschrieben. Zum Handlungsfeld 5 werden Forschungsergebnisse in Kap. 4 vertieft.
Arbeit im Bewohnertreff
Das Entstehen von nachbarschaftlichem Miteinander baut darauf auf, dass man sich vom Sehen kennt und weiß, dass man in räumlicher Nähe wohnt, auch dass man teilweise Gleiches tut, das heißt vergleichbare, ähnliche Interessen hat. Wenn Ähnlichkeiten nicht „natürlich“ da sind (zum Beispiel Kinder im gleichen Alter haben, im gleichen Alter sein, einen Hund haben und so weiter), dann können sie durch die Bildung gleicher Rituale, zum Beispiel die Teilnahme an gleichen Veranstaltungen, hergestellt werden. Der Bewohnertreff bietet dazu Gelegenheiten.
Im Bewohnertreff war es Aufgabe der Gemeinwesenarbeit, den Nutzern vom Quartier Galgenhalde und (teilweise auch) aus dem weiteren Stadtteil dabei zu helfen, unterschiedliche Angebote zu entwickeln, abzusichern und diese laufend zu bewerben. Die Angebote für Einzelne und Gruppen änderten sich immer wieder. Zum Ende der Forschungsund Entwicklungsphase waren es vor allem: eine Mutter-Kind-Gruppe, eine Hausaufgabenbetreuung, ein Sprachkurs für Frauen mit kleinen Kindern, Vorlesen für Kinder, ein Frauenstammtisch, ein Männerstammtisch und schließlich das Mittwochscafé, das sich als Programmcafé für die ältere Generation verstand. Dieses Mittwochscafé wurde zu zwei Dritteln von Älteren aus dem Quartier und zu einem Drittel von Älteren aus dem weiteren Stadtteil besucht. Die Besucherzahl schwankte jeweils zwischen 30 und 40 Teilnehmern. Das Mittwochscafé ist das Angebot im Treff, das bei den Älteren nahezu zu 100 % bekannt ist, auch wenn sie es vielleicht nicht nutzen. Auf die Frage, was ihnen am Mittwochscafé am wichtigsten ist, antworteten 96 Befragte schriftlich im September 2012 folgendermaßen:
33 % der Nutzer stimmten zu, dass sie „immer wieder einmal Bewohner aus dem Quartier treffen wollen“.
60 % wollen „immer mal wieder unter Leute kommen“.Das gemeinsame Kaffeetrinken am Mittwoch ist nur 9 % der Nutzer wichtig. Dagegen schätzen 27 % die Vorträge (Programmcafé).
Am höchsten sind die positiven Voten bei den Älteren und den Alleinstehenden. Insgesamt halten 75 % der Älteren und 73 % der Alleinstehenden das Mittwochscafé für ein wichtiges Quartiersangebot.
Diese kurze Befragung, die mehrfach mit etwa gleichen Ergebnissen wiederholt wurde, und die Gespräche der Gemeinwesenarbeiterin mit den Besuchern im Laufe der dreijährigen Arbeitsphase zeigten, dass für die Älteren das Mittwochscafé eine wichtige, zeitstrukturierende Funktion einnimmt und sich bei vielen von ihnen durch regelmäßige Teilnahme am Mittwochscafé ein Gefühl von Nachbarschaftlichkeit und Nachbarschaft einstellt. Zu beobachten ist, dass das Mittwochscafé die Zielgruppe „Ältere ab 70“ gut erreicht, während die Zielgruppe der 60bis unter 70-Jährigen deutlich seltener im Café zu finden ist. Die Themen des Mittwochscafés werden im Team der Fachkräfte des Altenhilfeträgers abgestimmt. Nur selten beteiligen sich die ehrenamtlichen Organisatoren des Mittwochs-cafés („Team“) an der inhaltlichen Planung. Das „Team“ aus ehrenamtlichen Bewohnern sieht sich eher in der hauswirtschaftlichen Begleitung des Cafébetriebs.