Kategorie 8: Weitere Punkte zur Patenrolle und zur Rolle der Hausgemeinschaft

In den folgenden Kategorien wurden relativ wenige Textstellen kodiert. Sie erfassen wesentliche Aspekte aus den Daten, die nicht im Kontext einer Hauptund mehreren Subkategorien stehen.

Die Patinnen erwarten vom Bauund Sparverein eG, dass dieser verbindliche Anweisungen durchsetzt in Bezug darauf, dass die Hausordnung/Kehrwoche eingehalten wird. Textbeispiele:

„Und i find, mer müsst, grad vom Bauund Sparverein, wenn mer a Wohnung übergibt, dran erinnern, des isch die Hausordnung und des hat mer zu tun. Aber des müsst eigentlich gleich vom Bauund Sparverein bei der Übergabe sagen, des habt ihr zu tun.“

„Und am besten wärs, Herr X würde die ganze Mieter mol einladen. Und denne mol sage, was sie tun und was sie lasse müsstet und wenn sie es lassen, dass sie dann bezahlen müsse dafür.“

Hier wird die Verantwortung des Bauund Sparvereins eG betont beziehungsweise

„Durchgreifen“ vom Bauund Sparverein eG gefordert. Aufgrund der teilweisen Aussichtslosigkeit, selbst das Gewünschte durchzusetzen (oder Kompromisse zu finden), ist dort eine höhere Autorität gefragt. Dies ist schlüssig im Blick auf die Kategorien „Die machet halt grad so, wie se denke“ und die Kategorie Ohnmachtsgefühl/Unvermögen der Paten.

Hin und wieder werden Konflikte oder gute nachbarschaftliche Beziehungen nicht als Folge des Umgangs miteinander gedeutet, sondern mit der gegenseitigen Sympathie einzelner Personen erklärt. Dabei handelt es sich um eine eher subjektive Bewertung und oberflächliche Erklärung anstelle einer ernsthaften Auseinandersetzung mit den anderen Hausbewohnern und nachbarschaftlichen Beziehungen. Textbeispiel:

„Woran liegt es, dass es klappt? Weil mir alles nette Leute sind. Ja, genau. Wir Älteren zusammen, also man kann sagen, wir sind eine eingeschweißte Familie und die, die neu dazukommen, werden herzlich aufgenommen. Wir zeigen uns immer von unserer freundlichen Seite.“

Immer wieder kommt zum Ausdruck, dass Hausgemeinschaften teilweise „eingefahren“ sind, das heißt, sie funktionieren, weil sich die Bewohner aneinander gewöhnt haben. Hier kommt wiederholt eine eher passive, sich zurückziehende Haltung der Paten zum Ausdruck. Es gibt keine aktive Auseinandersetzung mit der Frage „Wie funktioniert eine gute Hausgemeinschaft?“

„Man hat sich eigentlich so gegenseitig abgeschliffen in dem einen Jahr jetzt, wo wir alle zusammen sind.“

„Und mir halten einfach zusammen. Mir sind sowieso so eingefahre, dass …“

Dass jeder die Hausordnung/Kehrwoche einhält, „ohne dass man drüber schwätzen muss“, wird von den Patinnen als Idealzustand wahrgenommen. Problematisch ist dabei, dass dies die gleiche Auffassung und Vorstellung aller von Ordnung voraussetzt und damit von den Paten nicht erkannt wird, dass man sich über eine Ordnung verständigen kann. Beispiele:

„Also, bei eurem Hauseingang macht doch jeder seine Kehrwoche, ohne dass man drüber schwätzen muss.“

„Es hält jeder ab 10 Uhr die Ruhezeiten ein, ohne dass des jetzt besonders erwähnt werden muss.“

„„Wie du mir – so ich dir“, das heißt, Gleiches mit Gleichem vergelten, stellt eine Gerechtigkeitsvorstellung dar, die von den Paten an einigen Stellen vertreten wird. Diese Vorstellung ermöglicht keinen lösungsorientierten Umgang mit Konflikten und ist problematisch für das Verständnis von Geben und Nehmen. Textbeispiele:“

„Wenn alle alles so machet, wie es sein soll, dann ists auch gut.“

„So isch es. Wenn er sich ordnungsgemäß verhalten hätte, dann hätt er keine übergebraten gekriegt“

Wie bereits beschrieben, handelt es sich bei den Patinnen um eine relativ homogene Gruppe. Die meisten wohnen bereits jahrzehntelang im Quartier und haben dort Kinder aufgezogen; ebenso wie ihre damaligen, ebenfalls jungen Nachbarfamilien. Die kodierten Textstellen verweisen auf Verbindungen/Kontakte von früher, gemeinsam geteilte frühere Erlebnisse im Quartier und (positive) Bezüge zu Perso-

nen, die die Patinnen schon immer beziehungsweise von früher kennen.

„Des war bei mir aber auch schon, bei meinen Kindern, weil ich war mal grad nicht da, da hat die von oben, die alleinstehende ältere Dame, die war ja damals auch noch mindestens 30 Jahr jünger, die hat dann meinen Sohn mit reingnommen, hat ihm Mittagessen gmacht. Er erzählt heut noch, was er da hat essen müssen und nicht gewagt hat zu sagen, des schmeckt mir nicht. Aus Höflichkeit hat ers gegessen. Des erzählt er immer noch. Aber des Liebevolle, dass sie ihn neignomme hot und ihm zu esse gäbe hot, des …“

„Wir ham unsre Kinder zusamme großgezoge, wo mir einzoge sind, hom mir drei ghabt, so zwischen zehn und zwölf, und alle andere anderen fascht auch so in dem, und da war des eine Gemeinschaft. Und jetzt sind se alle aus em Haus. Und mir erzählen uns über die Kinder und kennet jedes Kind persönlich, wenn se kommet freut mer sich und es könnt nicht schöner sei.“

 
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