Verbreitung und gesellschaftliche Relevanz von Depression

Depressive Erkrankungen kommen mit einer Punktprävalenz von mindestens 5% in der Gesamtbevölkerung vor (Berger, van Calker, Brakemeier & Schramm, 2009,

S. 497). Die Krankheit verläuft in der Regel über mehrere Monate. Zahlen über die Lebenszeitprävalenz von Depressionen für Deutschland lassen sich beispielsweise der Studie von Kessler und Bromet (2013) entnehmen, die Daten wurden allerdings bereits in den Jahren 2002/2003 erhoben (vgl. Tabelle 4). Die nachstehende Tabelle 4 fasst daher außerdem zahlreiche weitere Befunde zu verschiedenen Prävalenzzahlen für Depression in Deutschland aus verschiedenen Studien zusammen. Die Autoren schätzen die Lebenszeitprävalenz, an einer Major Depression zu erkranken, für Deutschland auf 10% (Kessler & Bromet, 2013, S. 122). Aufgrund der verschiedenen Prävalenzzeiträume und Erhebungsmethoden zeigt sich eine große Range bei den Prävalenzzahlen für Depressionen (3–17%). Der tatsächliche Wert bei telefonischen Befragungen mit einem Prävalenzzeitraum von 2 Wochen dürfte zwischen 8 und 13% liegen.

Da depressive Erkrankungen besonders von psychosozialen Beeinträchtigungen und Suizidgedanken geprägt sind, haben sie eine hohe gesundheitspolitische Bedeutung (Berger et al., 2009, S. 497). Die Krankheit ist zwar einerseits gut behandelbar, allerdings besteht auch ein hohes Risiko für Rückfallerkrankungen und eine Chronifizierung (Berger et al., 2009, S. 497). „Jede depressive Episode ist mit einem nicht zu unterschätzenden Suizidrisiko verbunden“, schreiben Berger, van Calker, Brakemeier und Schramm (2009, S. 496). Man geht davon aus, dass 40–70% aller Suizide im Rahmen einer Depression stattfinden und dass der Anteil derer, die im Rahmen einer depressiven Episode einen Suizidversuch unternehmen, bei 20–60% liegt, je nachdem, ob sich die Patienten in stationärer oder ambulanter Behandlung befinden (Berger et al., 2009, S. 496). Andere Schätzungen sehen psychische Störungen sogar in über 90% der Suizidfälle als vorhanden an. Trotzdem sterben die meisten psychisch kranken Menschen nicht durch Suizid (Mann et al., 1999, S. 181). Entgegen früheren, deutlich höheren Schätzungen liegt die Suizidmortalität depressiver Personen bei 2%, bei Personen mit stationärer Depressionsbehandlung bei 4% und bei Personen, die wegen vorangegangener Suizidalität stationär behandelt wurden, bei 9% (Berger et al., 2009, S. 496). Von vergleichbaren Größenordnungen der Suizidmortalität bei Depressiven geht auch Wolfersdorf (2006, S. 300) aus (3–4% aller depressiv Kranker bzw. ca. 15% schwer depressive Personen).

Tabelle 4.

Schätzungen der Prävalenz depressiver Erkrankungen für u.a. Deutschland in Befragungsstudien

 
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