Abhängigkeit von der Nachfrage und vom Verhalten der Konsumenten
Hindernisse für CSR entstehen vor allem auch dort, wo die erfolgreiche Wahrnehmung der Verantwortung vom Kauf-, Anspruchs- und Informationsverhalten der Kunden bzw. von der Übernahme von Verantwortung durch Konsumenten abhängt. Die Unwägbarkeiten bei der Verantwortungsübernahme seitens der Konsumenten stellen sich somit für die Unternehmensseite als Einschränkung ihres Handlungsspielraums dar.
So kann eine mangelnde Zahlungsbereitschaft von Kunden für nachhaltige Produkte und Dienstleistungen Unternehmen vor widersprüchliche Anforderungen stellen, da diese einerseits klimaschonender produzieren, andererseits jedoch auch billige Produkte anbieten sollen.1376 Ähnlich widersprüchliche Signale erreichten die Unternehmen auch bei der Logistik, bei Bio-Produkten, Haushaltsgeräten und im Handel: Preisdruck, Schnelligkeit, Bequemlichkeit oder der Wunsch nach exotischen Produkten seien teilweise mit den ökologischen Anforderungen unvereinbar.1377 Auch zeigt sich beispielsweise bei Haushaltsgeräten, dass die Effektivität von klimaschonenden Produktinnovationen erst bei der Nutzung entsteht und sich somit dem Einfluss der Unternehmen entzieht.1378
Darüber hinaus besteht ein wichtiger Verantwortungsbereich von Unternehmen darin, Konsumenten und der Öffentlichkeit wichtige Informationen über die Herstellungsprozesse von Produkten generell, aber auch über die Klimabilanzen bereitzustellen. Dabei ergibt sich für Unternehmen zunächst die Frage, welche Art von Informationen erforderlich sind und welche die Kunden nutzen und verstehen können.1379 Sind beispielsweise Siegel der richtige Weg? Gerade im Zusammenhang mit Klimasiegeln wird über ihren Sinn und Zweck diskutiert, vor allem aufgrund der bereits erwähnten Schwierigkeiten bei der Berechnung des PCF. Hersteller von Markenartikeln, doch auch Verbraucherschützer stehen deshalb einer Kennzeichnung von Produkten kritisch gegenüber: „Aussagefähigkeit, Vergleichbarkeit und zeitliche Konsistenz solcher Kennzeichen seien nicht gewährleistet, weil sich Produktion, Beschaffung und Distribution ständig änderten.“1380 Zudem kritisieren Nestlé Deutschland und der Bundesverband der Deutschen Industrie, dass andere ökologische oder soziale Kriterien vernachlässigt werden.1381
Unternehmen sollen folglich zwar die Konsumentenverantwortung mit belastbaren Informationen unterstützen, es ist jedoch nicht klar, auf welche Weise dies am besten erfolgen kann. Doch nicht nur die Form, sondern auch die Glaubwürdigkeit der Kommunikation stellen die Unternehmen vor Herausforderungen. So „fragen immer mehr Verbraucher kritisch nach der Zuverlässigkeit von Kontrollen und Öko-Siegeln.“1382 „Schwarze Schafe“ in der Bio-Branche, doch beispielsweise auch bei der Zertifizierung von nachhaltigem Palmöl, sind ein Grund für dieses steigende Misstrauen.1383