Von der Stadtteilarbeit zum Quartiersmanagement
Eine weitere Neukonzeption ist in den Förderprogrammen zur „integrierten Stadtentwicklung“ begründet, mit denen seit den späten 1980er-Jahren versucht wurde, „eine Verbesserung und Aufwertung benachteiligter Stadtquartiere zu erreichen“ (Messmer 2004, S. 202). Programmatisch können diese frühen Programme als ein Versuch verstanden werden, das Konzept der „behutsamen Stadtteilerneuerung“ mit dem Konzept der GWA/stadtteilbezogenen Sozialen Arbeit zusammenzubringen und zu verbinden (Messmer 2004, S. 202). Etabliert wird der Begriff „Quartiermanagement“ jedoch erst in der Diskussion zur integrierten Stadtteilentwicklung bzw. der Umsetzung des Bund-Länder-Programms „Soziale Stadt“ Ende der 1990er-Jahre. Das leitende Programmziel war, über „integrierte Entwicklungsund Handlungskonzepte die ,Abwärtsspirale' in benachteiligten Stadtteilen aufzuhalten und die Lebensbedingungen vor Ort umfassend zu ver-bessern“ (Bundestransferstelle Soziale Stadt 2010, zit. in Krummacher 2011, S. 319).
In diesem Programmkontext spielt das sogenannte „Quartiersmanagement“ eine wichtige Rolle, nämlich als ein vielversprechendes „Instrument der Stadtteil-/Quartiersentwicklung“ sowie als eine mögliche „Antwort auf soziale, räumliche oder bauliche Probleme in den Stadtteilen“ (Messmer 2004, S. 199).
Franke/Grimm (2007) definieren Quartiermanagement als einen komplexen Prozess oder als ein quartierbezogenes Arrangement, das „unterschiedliche Steuerungsund Handlungsstrategien, Vorgehensweisen und Methoden beinhaltet“ (S. 309) und mit dem drei verschiedene, miteinander agierende gesellschaftliche Sphären oder Akteursund Handlungsebenen verknüpft werden. Diese drei Ebenen sind: die Verwaltungsebene, die Quartiersoder Stadtteilebene und die zwischen diesen beiden Ebenen verortete intermediäre Ebene. Das Ziel dieses Drei-Ebenen-Modells ist der Aufbau einer langfristigen Struktur zur Umsetzung einer integrierten Stadt(teil)entwicklungspolitik; erreicht werden soll dies durch eine systematische Verknüpfung von Akteuren mit Ressourcen und Zuständigkeiten im und ums Quartier (ebd., S. 309).
Wie Krummacher (2011, S. 321) kritisch anmerkt, findet die tatsächliche Umsetzung des Quartiermanagements vorwiegend in den Stadtteilbüros statt, da sie die zentralen Kontaktund Anlaufstellen im Quartier sind. Neben der Organisationsund Moderationsfunktion zählt dort vor allem auch die Anwaltsfunktion, welche bei der Ermittlung, Weiterleitung und Durchsetzung von Quartiersinteressen von grosser Bedeutung ist.