Soziale Arbeit und Soziale Stadtenwicklung – von der Gemeinwesenarbeit zum Quartiersmanagement

Mit den Programmen zur integrierten Stadtentwicklung hat sich für die Soziale Arbeit ein neues Handlungsfeld eröffnet. Allerdings waren Soziale Arbeit und insbesondere die Gemeinwesenarbeit (im Folgenden GWA) schon davor immer wieder mit Fragen der Stadtentwicklung befasst (vgl. Oehler/Drilling in diesem Band). Teils unterstützte Gemeinwesenarbeit Mieterinnen und Mieter in ihrem Kampf gegen solche Sanierungsprogramme, die drohten, preiswerten Altbaubestand durch teurere Neubauten zu ersetzen (vgl. Oelschlägel 2002), teils in der Forderung nach Instandsetzung und Sanierung maroder Bausubstanz.

Im Rahmen des Bund-Länder-Programms Soziale Stadt kam es dann zu einer intensiveren Kooperation von Stadtentwicklung und GWA, die 2002 in der Gründung der Bundesarbeitsgemeinschaft Soziale Stadtentwicklung und Gemeinwesenarbeit (noch im für die bundesdeutsche Gemeinwesenarbeit geschichtsträchtigen Burckhardthaus) führte (vgl. Fehren 2013: 273). Die Professionellen der GWA erkannten, dass das neu aufgelegte Programm für benachteiligte Quartiere aber auch für die Gemeinwesenarbeit eine Chance bieten könnte. Es wurden zwar durchaus auch Gefahren der Vereinnahmung gesehen, aber es setzte sich die Position durch, dass man die Gelegenheit, die das Programm bietet, nutzen sollte.

Als strategisches Instrument zur Umsetzung der Programme hat sich das Quartiermanagement etabliert (Schröder 2010: 60). Dieses geht auf das Konzept des Stadtteilmanangements zurück, das v.a. von bzw. in Anlehnung an Wolfgang Hinte entwickelt wurde und das klassische Konzept der Gemeinwesenarbeit ablöste. Damit wurdeder Schwerpunkt der Arbeit von einer parteilichen Unterstützung und Aktivierung von Bewohnern und Bewohnerinnnen hin zu einer intermediären Vermittlung zwischen Bewohnern und Bewohnerinnen einerseits und Politik, Verwaltung und gegebenenfalls privatwirtschaftlichen Akteuren andererseits verschoben.

„Generell ist Quartiersmanagement ein strategischer Ansatz zum systematischen Aufbau selbst tragender und nachhaltig wirksamer personeller und materieller Strukturen zur Entwicklung eines Wohnquartiers durch den gezielten Einsatz vorhandener kommunaler Ressourcen, der in die gesamtstädtische Entwicklungspolitik integriert und bereichsübergreifend angelegt ist. … Allgemein sollen durch die Einrichtung eines Quartiersmanagements Strategien und Akteure der Quartiersentwicklung integriert, vernetzt, ökonomische und soziale Entwicklungsmöglichkeiten und –kompetenzen der Bewohnerschaft gestärkt werden.“ (Franke/Löhr In: Krummacher 2007: 362)

Für die praktische Umsetzung hat das Essener Insitut für Stadtteilbezogene Soziale Arbeit (ISSAB) ein Drei-Ebenen-Modell vorgeschlagen, das zwischen Verwaltungsebene, intermediärer Ebene und Quartiersebene unterscheidet (vgl. u.a. Oliver Fehren in diesem Band). Die drei Ebenen sind „nicht in jedem Fall mit einzelnen Personalstellen gleichzusetzen“ (DIFU In: Krummacher 2003: 364), sondern werden, dort wo das Modell umgesetzt wird, gegebenfalls in Personalunion oder im Team wahrgenommen. Für die verschiedenen Aufgaben des Quartiermanagements sind verschiedene Kompetenzen erforderlich. Neben planerischen Aufgaben gehören dazu vor allem Fragen der Aktivierung verschiedener Gruppen, Implementierung niederschwelliger Beteiligungsprozesse, Konfliktmoderation, Netzwerkarbeit, politische Artikulationsfähigeit. Krummacher plädiert deshalb neben anderen für ein „Tandem-Modell“, eine interdiszipliäre Kooperation Professioneller aus planenden und sozialen Disziplinen (vgl. Krummacher et al. 2003: 242 f., Krummacher 2007: 365).

Wie hiermit angedeutet, ist die praktische Umsetzung heterogen: Angehörige verschiedener Professionen (Architektur, Soziale Arbeit, Ethnologie, Soziologie, Geographie etc.) nehmen Aufgaben in den Programmen der Integrierten Stadtentwicklung wahr, die als Quartiermanagement, aber auch als Quartiersarbeit o.ä. bezeichnet werden und ihren Schwerpunkt teils in der Arbeit im Quartier, teils in der kommunalen Verwaltung, teils in der Verbindung dieser Sphären haben. Nicht nur, aber eben auch, für die Soziale Arbeit besteht damit ein Arbeitsfeld, das einen deutlichen Raumbezug aufweist und die Frage nahelegt, inwiefern hier an bestehende Konzepte der Sozialen Arbeit, namentlich die Gemeinwesenarbeit, angeknüpft wird.

 
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