Fokussierte strukturelle Beschreibung
Bei der strukturellen Beschreibung handelt es sich um einen Analyseschritt im Rahmen der Biografieanalyse von Fritz Schütze (1983), der für die zugrundeliegende Untersuchung herangezogen wurde. Während beim biografieanalytischen Ansatz die narrativen Passagen im Zentrum der strukturellen Beschreibung stehen, liegt der Fokus der strukturellen Beschreibung bei der Auswertung von Experteninterviews auf den argumentativen Passagen.
Im Rahmen der strukturellen Beschreibung werden die formale und inhaltliche Textanalyse ständig unter Berücksichtigung der sequenziellen Abfolge (Segmentierung) der sprachlichen Darstellung zueinander in Verbindung gesetzt (vgl. Schütze 1983: 286; Detka 2005: 359-362). Für die vorliegende Untersuchung bedeutet dies, dass bei der Analyse (Sub-)Segment für (Sub-)Segment vorgegangen und die jeweilige formale Struktur herausgearbeitet wird. Es wird detailliert dargestellt, welche Grundaktivität des Argumentierens sich an welcher Stelle des (Sub-)Segments befindet. Dabei ist die zeitliche Abfolge des Auftretens der Grundaktivitäten sowie der Zugzwänge des Begründens und des Belegens zu berücksichtigen. Pro Grundaktivität wird der Sinnhorizont analytisch beschrieben und es wird – wie bei der strukturellen Beschreibung des Erzählschemas im Rahmen der Biografieanalyse – eine Zusammenführung der Erkenntnisse auf der Bedeutungsebene vorgenommen.
In der vorliegenden Untersuchung wird die strukturelle Beschreibung fokussiert angewendet, d.h. nur (Sub-)Segmente, die einen hohen Erkenntnisgehalt für die forschungsleitende Fragestellung besitzen, werden einer strukturellen Beschreibung unterzogen.
Offenes Kodieren
Auf Basis der strukturellen Beschreibung erfolgt das offene Kodieren nach Strauss (1998) bzw. Strauss und Corbin (1996). [1] Die aus der strukturellen Beschreibung gewonnenen analytischen Erkenntnisse erleichtern die anschließende Generierung von Kodes. Es werden Kodes auf der inhaltlichen, argumentativen und interaktionsbezogenen Ebene gebildet, die in Kodememos festgehalten warden. [2]
Wie bereits erwähnt, wird die strukturelle Beschreibung im Rahmen der Einzelfallanalysen fokussiert angewendet. Um dem Prinzip des offenen Kodierens gerecht zu werden, nämlich möglichst umfassend zu kodieren und zunächst alle identifizierten Phänomene als für die Theoriegenerierung relevant zu betrachten, werden auch jene (Sub-)Segmente berücksichtigt, die nicht strukturell beschrieben werden. Hier erfolgt das offene Kodieren auf der Grundlage des jeweiligen Transkriptauszugs.
- [1] Ausführliche Erläuterungen zum Kodierverfahren siehe in Kapitel 3.2 der Studie
- [2] Die Kodememos beinhalten einen Großteil der analytischen Tätigkeit im Verlauf des Forschungsprozesses. In der vorliegenden Arbeit werden diese Memos visuell nicht abgebildet, sondern ihr analytischer Gehalt fließt in jene Kapitel der Arbeit ein, welche die gegenstandsverankerte Theorie abbilden