Die Geschichte des Fernsehens in Deutschland

Einleitung

Die örtlich und zeitlich ungebundene Übertragung von Bildern hat Techniker schon früh herausgefordert, ohne dass sie dabei auch nur im Entferntesten erahnten, welche Folgen diese Entdeckung haben würde. Das Fernsehen hat sich, nach seinen Anfängen im Berlin der 30er-Jahre, im gesamten Deutschland, nach schleppendem Beginn, in der zweiten Hälfte der 50er-Jahre rasant entwickelt, hat in den 60er-Jahren den Hörfunk als Leitmedium überholt und verdient spätestens seit Mitte der 60er-Jahre zu Recht den Begriff des Massenmediums. Heute haben fast 100 Prozent aller Haushalte mindestens ein TV-Gerät, fast die Hälfte sogar zwei oder mehrere. Zusätzlich ist es mehr und mehr möglich, Bewegtbild auch auf Computern und Tablets und über die neue Generation von Spielekonsolen zu verfolgen.

Fernsehen strukturierte in den 60er bis 80er-Jahren den Tagesablauf, es gehörte zum guten Ton, nicht während der Tagesschau anzurufen. Während der Übertragung von DurbridgeKriminalfilmen oder auch von Fußball-Länderspielen waren die Straßen leer gefegt. Fernsehen durchdrang alle Altersgruppen und alle Bevölkerungsschichten. Es gab Orientierung und Einordnung und diente der gesellschaftlichen Kommunikation.

Durch den erheblichen Zuwachs an Sendern, verstärkt durch die kommende Digitalisierung, hat das Fernsehen einen Teil dieser gesellschaftlichen Funktionen wieder verloren oder steht in Gefahr, dies zu tun. Die stilbildende, kommunikationsstiftende Funktion tritt das Fernsehen mehr und mehr an das Internet ab, zumindest in bestimmten Altersgruppen. Durch die Möglichkeit, sich das eigene Programm nach jeweiligem Interesse zusammenstellen zu können, wird die Zersplitterung und Fragmentierung der Gesellschaft und der Kommunikation wieder zunehmen. Damit umzugehen, wird Aufgabe einer verantwortungsvollen Medienpädagogik sein, das ist deshalb auch hier nicht Gegenstand der Betrachtung.

Die technischen Grundlagen

Der von dem Radiopionier Hans Bredow geschaffene Begriff Rundfunk meinte damals, im Jahr 1919, nur den Hörfunk, der auf der Technik der drahtlosen Telegraphie basierte. Aber schon ein Jahrzehnt später wurden die technischen Grundlagen für das Fernsehen geschaffen, das seither auch in den Begriff Rundfunk mit eingeschlossen wird. Die verwendete Übertragungstechnik ist für den Rundfunkbegriff damals wie heute nicht maßgeblich gewesen, sondern die Frage der Verbreitung von meinungsrelevanten Inhalten.

Die ersten Versuche, Bilder abzutasten und auf elektronischem Wege zu übertragen, gab es schon zum Ende des 19. Jahrhunderts. Bereits 1883 erfand Paul Nipkow das „elektrische Teleskop“, die nach ihm benannte Nipkow-Scheibe, die er am 4. Januar 1884 zum Patent anmeldete. Diese Scheibe konnte mit Hilfe von spiralförmig gestanzten Löchern Bilder in unterschiedlich helle Lichtpunkte zerlegen und auch wieder zusammensetzen. So gelangen Anfang des 20. Jahrhunderts erste Versuche einer Art von Fernsehübertragung. Da diese Bilder aber, abgesehen von hohen Streuverlusten, immer nur von einer Person gesehen werden konnten, zählt man diese Versuche noch nicht zum wirklichen Rundfunk.

Diese Möglichkeit schufen als erste Ferdinand Braun und Jonathan Zenneck durch die von ihnen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte Kathodenstrahlröhre, die sogenannte Braunsche Röhre, die zunächst in der Messtechnik angewendet wurde. Mit Hilfe dieser Röhre ließen sich Bildpunkte auf eine beschichtete Glasscheibe projizieren. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts wurde diese Technik in Deutschland weiterentwickelt, aber auch in England und den USA fanden zeitgleich erste Entwicklungen zur elektronischen Bildübertragung statt, die bis zur Erfindung der LCDund Plasmatechnik alle auf der Braunschen Röhre beruhen.

Schon 1926 erreichte Kenjiro Takayanagi in Japan einen ersten Durchbruch für Asien, 1927 gelang eine erste Vorführung von Fernsehbildern in den USA, allerdings war die Technik noch nicht wirklich funktionstüchtig. Erst 1928 wurden in Berlin zwei technisch verschiedene Systeme vorgeführt, die beide theoretisch serienreif waren. Dénes von Mihály und August Karolus präsentierten zwei unterschiedlich leistungsstarke Systeme, die beide erst halbelektronisch waren, aber dennoch hätten in Serie hätten gehen können – wenn es denn damals schon Fernsehsender gegeben hätte. So gilt der 31. August 1928 mit der Präsentation auf der Funkausstellung in Berlin als das Geburtsdatum von Fernsehen.

Eine Weiterentwicklung gelang Manfred von Ardenne wenige Jahre später, als er alle noch verbliebenen mechanischen Teile, auch die Nipkow-Scheibe, durch elektronische Bauteile und eine weiterentwickelte Kathodenstrahlröhre auf Basis der Braunschen Röhre ersetzte. Auch diese Neuentwicklung wurde auf der Berliner Funkausstellung präsentiert und so gilt das Jahr 1931 als das Datum für die Premiere des ersten echten elektronischen Fernsehens.

 
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