Die Entwicklung der Print-Medien im Online-Bereich

In den Web-Angeboten der Verlage fehlten um die Jahrtausendwende noch die Besonderheiten, die das Internet an anderen Stellen den Nutzern bereits zur Verfügung stellte – „(…) vor allem multimediale Elemente, also Audiound Videosequenzen.“ Die Nutzer fingen vermehrt an, sich überall im Netz zu informieren, Nachrichten, Videos und Bilder anzuschauen und ihren Freunden davon zu berichten. Wie das funktioniert, wird in dieser Phase an immer mehr Plattformen zur Kommunikation deutlich, die sich nach und nach durchsetzten und etablierten – Instant Messenger, E-Mail-Anbieter, Chats und Foren werden populär. Doch „hierfür haben die Verlage bisher weder die Ressourcen noch die Kompetenzen aufgebaut. Dies wird auch durch Befragungen bestätigt, wonach Tageszeitungen im Jahr 2000 im Durchschnitt nur drei Mitarbeiter im Online-Bereich beschäftigen, wobei zwei Fünftel zugleich regelmäßig auch für die gedruckte Version arbeiten.“ Damit lag die Entwicklung in Deutschland weit hinter den Entwicklungen in anderen Ländern, wie beispielsweise den USA, wo auf die Multimedialisierung und die Pflege der Inhalte mehr Wert gelegt wurde. Es gab aber durchaus bereits Unterschiede in den Web-Angeboten deutscher Zeitungsverlage: Einige nutzten das Netz als Appetizer und wollten damit Leser zum Kauf der Printausgabe locken, andere stellten den gesamten Inhalt der Zeitung gratis ins Netz. Doch beispielsweise Die Welt, die Rhein-Zeitung und auch die Financial Times Deutschland begannen damit, dem Leser und Nutzer rund um kostenlose Informationen auch ein breites Dienstleistungsangebot zu bieten. Schließlich erschienen mit Regioblick und der Netzzeitung zwei Zeitungen, die ausschließlich online angeboten wurden. Aber auch ein anderes, heute noch existentes Problem trat in dieser Zeit immer deutlicher hervor. Während der Leser bereit ist, für die gedruckte Zeitung zu bezahlen, gestaltet sich der Verkauf von Journalismus im Internet im Gegensatz dazu als schwierig, wenn nicht gar als unmöglich. Vor allem zeitungsspezifische Inserate wie Immobilien-, Stellenund Gebrauchtwagenanzeigen wandern ins Internet ab. Mercedes Bunz konstatiert: „Anstelle die Kostenlosigkeit als Chance einer Verbreitung seiner Inhalte zu sehen, wird wieder und wieder versucht, die Regeln der Offline-Welt auf die Online-Welt zu übertragen. Ungern wird eingesehen, dass das Internet kein Kiosk ist. Klassische Medien und Internet finden nicht zu einander – sie fremdeln folglich deutlich.“

Im Bereich der Wochenzeitungen verfügten in Deutschland 1999/2000 elf über ein Online-Angebot. Neun davon stellten nur ausgewählte Printartikel ins Netz; Publikumszeitschriften – von denen zum damaligen Zeitpunkt etwa 200 im Netz präsent waren – gestalteten ihre Internetauftritte etwas aufwändiger. Darunter fanden sich Programmzeitschriften, Frauenzeitschriften, Illustrierte und politische Nachrichtenmagazine. Während sich beispielsweise Programmzeitschriften weitgehend auf Programmtipps beschränkten, entwickelten Der Spiegel, Focus und Stern ihre umfangreichen Online-Angebote weiter. Auch ihr Angebot wurde viel breiter, viel „multimedialer“ als bei Tageszeitungen. Die Möglichkeiten, die das Netz mittlerweile bot, und die Nutzer-Wünsche wurden dort weit besser beachtet und ausgeschöpft. Bis 1999 war die Spiegel-Online-Redaktion auf 18 Redakteurinnen und Redakteuren angewachsen, die täglich weit über 100 Artikel schrieb. Die Redakteure kümmerten sich nur noch um die Inhalte, 4 Webmaster waren verantwortlich für das Programmieren der HTML-Seiten.

„Eine geeignete Publikationsform ist das Internet für Fachzeitschriften, die damit hohe Druckund Papierkosten sparen.“ Im Laufe des beginnenden 21. Jahrhunderts veröffentlichten viele große Verlage wissenschaftliche Fachtexte und -zeitschriften als sogenannte

„E-Zines“ oder „Webzines“ nur noch im Netz.

 
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