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10. FrageartenEs sind die Fragen, die ein Interview vorantreiben. Welche Fragen zu welchen Ergebnissen führen, die Fragetechnik also, stellen wir im Folgenden dar. Dabei lässt sich die Vielzahl der Fragearten unterschiedlich gruppieren. Der nachfolgende Vorschlag soll einfach und handhabbar für die journalistische Arbeit sein; es sind drei Typen von Fragen: 1. Offene Fragen 2. Geschlossene Fragen 3. Sonderformen – und dies sind die journalistisch trickreichen. 1. Offene FragenOffene Fragen liefern Antworten in mehreren Dimensionen, wie die Beispiele in der nachfolgenden Übersicht zeigen. Die Interviewerin muss nun aufpassen, ob sie eine der genannten Dimensionen aufnehmen und vertiefen will oder ob sie nach bisher noch nicht genannten weiteren Dimensionen fragen will. In jedem Fall bedeutet dies für die Interviewerin, nun keine vorbereitete Frage mehr zu stellen, sondern flexibel je nach Antwort der Befragten zu reagieren. Eine Präzisierung der Dimension ist auf zwei Weisen möglich: 1. Die Interviewerin stellt gleich eine Nachfrage „Sie meinen also ...“ 2. Die Befragte präzisiert bereits in ihrer Antwort. Unangenehme oder sozial missbilligte Gründe, die bei einer offenen („Warum“) Frage nicht genannt werden, können durch nachfolgende geschlossene Fragen ermittelt werden. Beispiel: „War auch die Äußerung des Managers, bei einer weiteren Niederlage müsste man auch über den Trainer nachdenken, ein Grund für Ihre Kündigung?“ Die Zahl der Nennungen auf offene Fragen steigt, wenn man • der Befragten mehr Zeit zur Antwort lässt, • die Befragte nonverbal (nicken, hmm, ansehen) ermutigt. Vermeiden Sie, eine offene Frage zu stellen und sie dann zu schließen: „Und was prüft die Post hiervon? Ob eine Einzugsvollmacht vorliegt?“ „Herr B., worauf werden sich die Entwicklungen im Automobilbau in den nächsten Jahren konzentrieren? Werden weiterhin Höchstgeschwindigkeiten im Vordergrund stehen?“ Wie soll der Befragte in diesem Fall antworten – auf die offene oder auf die geschlossene Frage? Und: Der Interviewer verwirrt den Denkprozess der Empfänger.
Der Nutzen der einfachen Warum-Frage ist leicht zu sehen in folgender Geschichte von Heinrich Spoerl (1939: 98): „Mit meinem kindlichen Warum spießte ich auf, was mir in die Quere kam, und brachte Eltern und Tanten in Weißglut. ... Ich hatte herausbekommen, dass man mit einem hartnäckigen Warum jede menschliche Weisheit aus den Angeln hebt. So was macht Spaß: Warum muss ich essen? – Damit Du groß und stark wirst. – Warum muss ich groß und stark werden? – Damit Du Geld verdienst. – Warum muss ich Geld verdienen? – Damit Du zu essen hast. – Warum muss ich essen? – Daraufhin kündigte unser neunzehntes Kindermädchen.“ |
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