Der Metaphernbegriff
Der Begriff ,Metapher' entstammt dem griechischen Wort ,metaphora', das mit dem Begriff ,Übertragung' übersetzt werden kann. Bereits Aristoteles setzte sich in seinem Werk „Poetik“ mit dem Metaphernbegriff auseinander und schrieb diesem die Bedeutung der Übertragung in dem Sinne zu, dass ein Wort auf eine Sache übertragen wird, die durch dieses Wort eigentlich nicht bezeichnet wird (vgl. Skirl & Schwarz-Friesel 2007: 4). [1]
In der Linguistik wird der Begriff ,Metapher' definiert als
„(…) eine besondere Form des nichtwörtlichen Gebrauchs eines Ausdrucks in einer bestimmten Kommunikationssituation (…). Dabei stehen der Gegenstand, der durch die lexikalische Bedeutung des Ausdrucks erfasst wird, und der Gegenstand, auf den sich der Ausdruck bei metaphorischer Verwendung bezieht, (im Normalfall) in einer spezifischen Ähnlichkeitsoder Analogiebeziehung“ (ebd.).
Nach Plett (2001) lassen sich Metaphern u. a. nach ihrer Funktionalität typisieren. [2] Ein Merkmal der Funktionalität ist die Geläufigkeit bzw. Gebräuchlichkeit der Metapher. [3] Entsprechend des Grades der Habitualisierung können lexikalisierte und neue Metaphern unterschieden werden (vgl. Plett 2001: 110-111; Skirl & Schwarz-Friesel 2007: 28-29). Bei den lexikalisierten Metaphern ist den Vertreterinnen und Vertretern einer Sprachgemeinschaft deren metaphorische Bedeutung nicht mehr bewusst. Sie werden im Sprachgebrauch konventionell verwendet und sind als Lexikoneintrag rubriziert. Hierzu gehören auch die sogenannten ,toten Metaphern', die als solche ohne entsprechendes sprachgeschichtliches Wissen nicht mehr erkannt werden können (z. B. der Zweck, der Redefluss) (vgl. Skirl & Schwarz-Friesel 2007: 28-29; Plett 2001: 110).
Anders als bei den lexikalisierten Metaphern werden neue Metaphern von den Sprachproduzenten bewusst gebildet und von den Sprachrezipienten als solche bewusst in ihrem kommunikativen Handeln rezipiert. Skirl und SchwarzFriesel (2007) unterscheiden dabei zwischen den kreativen und innovativen Metaphern. Bei den kreativen Metaphern werden metaphorische Konzepte (vgl. Lakoff & Johnson 2003: 11-17) lexikalisierter Metaphern kreativ erweitert. Ein Beispiel hierfür stellt das metaphorische Konzept ,Geld als Wasser' dar, welches der lexikalisierten Metapher ,Geldquelle' zugrunde liegt. Eine daraus abgeleitete kreative Metapher lautet ,Geldbächlein' (vgl. Skirl & Schwarz-Friesel 2007: 30). Innovative Metaphern hingegen bauen nicht auf den metaphorischen Konzepten lexikalisierter Metaphern auf, sondern verkörpern neue Konzeptkombinationen, wie z. B. „Zeit als glitschiger Ball“ (a.a.O.: 31). Im kommunikativen Handeln werden Metaphern häufig intentional eingesetzt, um bestimmte Effekte wie Erkenntnisförderung, Überzeugung, negative oder positive Bewertungen sowie emotionale Reaktionen seitens der Rezipientinnen und Rezipienten hervorzurufen (vgl. a.a.O.: 60-64). [4]
- [1] Skirl und Schwarz-Friesel (2007) verweisen unter Bezugnahme auf einen Artikel von Ekkehard Eggs (2001) im Historischen Wörterbuch der Rhetorik darauf, dass Aristoteles noch nicht zwischen Metapher und Metonymie unterscheidet (vgl. Skirl & Schwarz-Friesel 2007: 4). Im Unterschied zur Metapher wird bei der Verwendung einer Metonymie die eigentliche Bezeichnung einer Sache mit einer ihr verwandten Bezeichnung vertauscht (vgl. Bantel & Schaefer 1993: 87). Beispiele für Metonymien stellen die folgenden Aussagen dar: „Ich lese am liebsten Thomas Mann“ (der Name des Autors steht für sein Werk) oder „Berlin betont die Verlässlichkeit der deutschen Außenpolitik“ (der Ort steht stellvertretend für die Regierung) (vgl. Skirl & Schwarz-Friesel 2007: 14-15). Die von Aristoteles vorgenommene Definition der Metapher als Übertragung, welcher Skirl und Schwarz-Friesel ebenfalls den Status einer Metapher zuschreiben, ist für alle späteren Begriffsbestimmungen der Metapher bedeutsam (vgl. a.a.O.: 4). Metaphern und Metonymien gehören in der Rhetorik zu den Tropen, der Oberbegriff für alle rhetorischen Figuren der Übertragung (vgl. a.a.O.: 17).
- [2] Neben der Funktionalität führt Plett (2001) weitere Analysekriterien auf: die Genetik der Metapher (Ermittlung der semantischen Herkunftsbereiche), die Paradigmatik der Metapher (Paradigma ,belebt' und ,unbelebt', synästhetisches Paradigma), die Kombinatorik der Metapher (Untersuchung der einzelnen Bestandteile der Metapher und deren Auswirkungen auf die Gesamtbedeutung) sowie die Grammatik der Metapher (Analyse der unterschiedlichen syntaktischen Funktionen der einzelnen Wortklassen) (vgl. Plett 2001: 100-109).
- [3] Neben der Geläufigkeit der Metapher führt Plett (2001) die Motivation der Metapher (z. B. notwendige Metapher, überflüssige Metapher etc.) sowie die Angemessenheit der Metapher (z. B. dunkle Metapher, groteske Metapher, pathetische Metapher etc.) als Merkmale der Funktionalität von Metaphern an (a.a.O.: 111-112).
- [4] Guski (2007) spricht hierbei auch von der kommunikativen, hermeneutischen, heuristischen und appellativ-argumentativen Funktion von Metaphern (vgl. Guski 2007: 22-26).