Ökonomische Integration
Die ökonomische Integration betrifft nicht nur den Waren-, sondern auch den Dienstleistungsaustausch. Die Einbindung sozialer Gruppen findet über die Verträge statt. Daraus bilden sich unterschiedliche Rollenverhältnisse. Der Wandel der ökonomischen Integration vollzieht sich über den Wandel der Märkte und ihre vertragliche Einbindung. Der fortwährende Austausch von Marktteilnehmern ermöglicht die Ausbildung von Erwartungserwartungen. Der Markt und die Arbeitsteilung bilden Institutionen von Solidaritäten aus, die für diese Gemeinschaftsbildung und soziale Integration entscheidend sind. [1]
Für die Entwicklungsperspektiven und die Veränderung von der traditionalen zur modernen Gesellschaft waren die Forschung und Denkschriften über die freie Marktgesellschaft von John Locke, David Hume, Adam Smith, Jeremy Bentham, John Stuart Mill und dem Soziologen Herbert Spencer Wegbereiter. Der Utilitarismus und der ökonomische Liberalismus führen zu einem Rearrangement der sozialen Prozesse und ihrer Entitäten. Die Zielverwirklichung des Einzelnen, nach dem großen Glück zu streben, kann nach Jeremy Bentham in der Verkettung von Glück zu einem positiven Zustand der Gesellschaft führen. Der gesellschaftliche Zustand kann Ungleichheiten beinhalten, der dann zu einer erstrebenswerteren Gesellschaft führen wird, wenn trotz ungleicher Lebensverhältnisse die Lebensbedingungen des Schlechtesten in der Gesellschaft besser sind als in den Gesellschaften mit geringer Ungleichheit. Das politische System hat in dieser Integrationsform die Aufgabe, die Eigentumsrechte zu schützen und den Rahmen für knappe Güter zu gewährleisten. Das Mitgliedschaftsmedium der ökonomischen Integration ist das Geldmedium. [2] Der Anspruch auf ökonomische Integration sieht eine Wohlstandssteigerung durch die Marktorientierung und durch die wachsende Integration großer Bevölkerungsteile als gegeben an. Die Gesellschaft der Vereinigten Staaten von Amerika entspricht weitgehend einer Gesellschaft der ökonomischen Integration.
Politische Integration
Die politische Integration zielt auf die kollektive Zielvereinbarung und die Verarbeitung unterschiedlicher Zielvorstellung ab. Ziel ist es, eine Angleichung innerhalb von Gruppen oder zwischen Gruppen herzustellen. Dabei setzt diese Integrationsform auf politische Zwangsmittel durch staatliche Herrschaft. Die Grunddifferenz in der Integrationsform ist die Unterscheidung zwischen Herrschern und Beherrschten. Je besser diese Form der Unterscheidung organisiert und in einen Verarbeitungsmechanismus gesetzt wird, desto friedlicher findet der Konfliktaustausch zwischen diesen Gegensätzen statt. Das Mitgliedschaftsmedium der politischen Integration ist das Machtmedium. [3]
Die politische Integration entstand vor allem als Kritik an der ökonomischen Integration, da durch die ökonomische Arbeitsteilung gesellschaftliche Strukturen geschaffen werden, die auf einen grundsätzlichen Antagonismus und Konflikt hinauslaufen, der nur schwer zu überwinden ist. Dieser Konflikt führt einerseits dazu, dass die kapitalistische Klasse eine marktwirtschaftliche Ordnung durch die politische Ordnung schützen lässt, andererseits wächst aufseiten der Arbeiterklasse die Tendenz zu revolutionären Umstürzen. Die politische Integration erfolgt über die Form der Gleichheit, die idealerweise durch die Überwindung der Klassengesellschaft eine staatliche Zwangsordnung obsolet werden lässt.
Das Scheitern dieser Integrationsform wurde durch das Ende der kommunistischen Gesellschaften deutlich. Ihnen gelang es nicht, eine klassenlose Gesellschaft herzustellen und auf Zwangsmittel zu verzichten, sondern im Gegenteil die Zwangsmittel mussten als Integrationsform eingesetzt werden, um die ineffizienten Produktionsverhältnisse und die unzureichende Verteilung zu kompensieren.
Vom Standpunkt der Mitgliedschaftssoziologie aus setzt die politische Integration formale Organisation voraus, die für die Produktion des Einflusses und seine Umsetzung verantwortlich ist. Unter der Voraussetzung von Globalisierung rückt das Problem der Inflation und Deflation von generellen Kommunikationsmedien insofern in einen besonderen Bedeutungsfokus, da zum Beispiel für das Machtmedium nicht nur eine Reduzierung von Entscheidungen, sondern auch die Umsetzung zu erfolgen hat. Es sind damit nicht nur politische Entscheidungen und Absichten zu kommunizieren, sondern sie haben sich an der Umsetzung zu orientieren. Insofern wird das politische Machtmedium seiner Gestaltungskraft beraubt, wenn Frieden zwar gefordert und eingeworben, aber nicht umgesetzt wird. Das Gleiche gilt auch für die Gestaltung des Wirtschaftssystems oder die solidarische Institutionalisierung, die auf der globalen Ebene nicht umzusetzen sind. Wenn das nicht erfolgt, verliert diese Integrationsform an Bindungskraft.