Verbindung zwischen den Teilsystemen
Seit den 1990er Jahren hat sich die Art und Weise der Netzwerkverbindungen verändert. Die sozialen Netzwerke wurden Ende der Mao-Ära zum Beispiel auch dazu genutzt, um Ressourcen für das eigene Unternehmen zu erhalten. [1] Gerade die Einkäuferinnen und Einkäufer nutzten die sozialen Netzwerke, um knappe Ressourcen zu Weiterverarbeitung zu erhalten. Im Unterschied dazu werden sie seit der 1990er Jahren genutzt, um Geschäfte anzubahnen und gegenüber einem möglichen Zahlungsausfall abzusichern, sie dienen der Marktanalyse und der Bündelung von Ressourcen. Über das politische System sichern die soziale Netzwerke Unternehmen mit der Versorgung von Investitionskrediten oder aber sie schützen im Zusammenhang mit dem Rechtssystem vor unkalkulierbaren Entscheidungen und Risiken.
Die Verbindung der Teilsysteme in der chinesischen Gesellschaft findet über die sozialen Netzwerke statt, das können sowohl informelle als auch formelle soziale Netzwerke sein, wobei der Schwerpunkt auf den informellen Netzwerken liegt. Die Symbiose der Teilsysteme wird auch nicht durch die weiterte Ausdifferenzierung der Funktionssysteme im Rahmen der funktionalen Differenzierung der chinesischen Gesellschaft aufgelöst, sondern es findet eine Symbiose der Funktionssysteme statt, die sich in den Interpenetrationszonen der sozialen Netzwerke am deutlichsten erkennen lässt. Insofern sind für die Ausgestaltung der Funktionssysteme in der chinesischen Gesellschaft weitere Parameter heranzuziehen als nur der Mediencode. Es sind weitere Medien zu berücksichtigen, wie zum Beispiel die Mitgliedschaftsbedingungen der Netzwerke, ihre Solidaritätsformen und ihre Kommunikationsmodi. Sie liefern die Grundlage zum Verständnis, wie, ohne einen Medientransfer zu nutzen, eine strukturelle Kopplung zwischen den Funktionssystemen derart vorgenommen wird, dass diese für ihren Aufbau und die Ausgestaltung eine Rolle spielen.
Diese Bindungsvoraussetzung der Teilnahme an Kommunikationen in sozialen Netzwerken führt zu anderen Aufnahmebedingungen und auch zu anderen Anschlussbedingungen. Das heißt, die Aufnahme ist doppelt selektiv. Die Selektion erfolgt über die soziale und anschließend über die sachliche Dimension. Das erschwert die Aufnahme in chinesische Netzwerke, da sie lange vorzubereiten sind, bevor man sich auf sie verlassen kann. Nach dem sie etabliert sind, ermöglichen sie aber auch zugleich eine andere Art der Kompensation und Solidaritätsleistung. Die Folge davon ist, dass ein anderer struktureller Aufbau entsteht, das trifft zum Beispiel auf den Marktaufbau und die Marktordnung zu, die nicht nur von der sachlichen Dimension und der Relevanz des generalisierten Kommunikationsmediums Geld in ihrem Aufbau erklären sind. Das Gleiche gilt auch für das Rechts- und das politische System. Die Ausgestaltungen der Kommunikationsmedien werden durch die Unsicherheit der Verfolgung von Zielen gebremst. Es handelt sich damit nur um begrenzt verallgemeinerte Kommunikationsmedien, die immer einem sehr starken Situationsbezug unterworfen sind.
- [1] Gold, Thomas B. „After Comradeship: Personal Relations in China since the Cultural Revolution,“ The China Quarterly, No. 104 Dec., 1985, 657–675 oder auch Yang, Mayfair Mei-hui. Gift, Favor, and Banquets. The Art of social Relationships in China. Ithaca Cornell UP 1994.