Der Faktor Transnationalität in Bezug auf die Hizmet-Bewegung
Von einer transnationalen Beziehung zwischen den privaten Schulen in der Türkei und den Schulen in freier Trägerschaft in Deutschland kann nur auf der Ebene der Inspiration gesprochen werden. Aus diesem Grund sollten die beschriebenen Schulen in Deutschland auch nicht als transnationale Organisationen verstanden werden. Vielmehr sind sie Teil einer transnationalen Bewegung, die sich im Laufe der letzten 50 Jahre zwischen Deutschland und der Türkei aufgespannt hat.
Da die Gründer der oben beschriebenen Bildungseinrichtungen z. T. der Hizmet-Bewegung angerechnet werden, bedarf es auch einer Definition dieser Bewegung: Die Hizmet-Bewegung ist ein Netzwerk von Menschen, die sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sind und sich deshalb für die Gesellschaft engagieren. Die Projekte der Hizmet-Bewegung stehen allen Menschen offen, die demokratischen Grundrechte und universelle Werte akzeptieren.
Die Entstehung dieser Schulen ist sowohl in Deutschland als auch in der Türkei und vielen anderen Ländern dem Engagement der Menschen zu verdanken, die sich der Hizmet-Bewegung zugehörig fühlen. Definiert man Transnationalität wie Karakoyun et al. (2010) – „alle Phänomene, die mit einer verminderten Bedeutung von Nationalstaatsgrenzen und der damit einhergehenden Zunahme an Intensität und Komplexität der Verteilung von Objekten, Ideen und Menschen über Staatsgrenzen hinaus, zusammenhängen“ –, so kann die Hizmet-Bewegung als „transnational“ bezeichnet werden. Dialoge und Kooperationen mit Menschen unterschiedlicher Herkunft und religiöser Überzeugung führen zu wertvollen Netzwerken über Staatsgrenzen hinweg, die eine ständige Kommunikation und eine Plattform für den Austausch von Ideen gewährleisten. Darüber hinaus zeichnen Dynamik, Anpassungsfähigkeit und Offenheit für gemeinsame Projekte die Bewegung aus.
Fazit
Abschließend kann festgehalten werden, dass die in diesem Beitrag beschriebenen Schulen, die der Hizmet-Bewegung zugerechnet werden, einen positiven Beitrag zum Bildungsangebot in Deutschland liefern. Mit ihren zeitgemäßen und modernen Schulkonzepten tragen sie zur guten Bildungsund Erziehungsarbeit in Deutschland bei.
Die Hizmet-Bewegung ist eine Ideengemeinschaft mit gemeinsamen Überzeugungen und Vorstellungen. Sie gewährleistet ein stark durchlässiges System, in dem es keine formale Mitgliedschaften oder sonstige organisatorische Bindungen gibt und ein Ausund Eintreten jederzeit möglich ist. Ehrenamtliche und Freiwillige jeglicher Herkunft und Religionszugehörigkeit können Teil der Bewegung werden. Universelle Werte wie beispielsweise Demokratieverständnis, Menschenrechte, Gerechtigkeit, Gesetzestreue, Verfassungskonformität, Religionsund Gewissensfreiheit, Gleichheit, Ehrlichkeit und Zusammengehörigkeit gehören zu den ideellen Grundpfeilern der Bewegung. Jegliche Formen von Extremismus, Rassismus, Radikalismus, Antisemitismus und Gewalt werden von der Bewegung verurteilt. Auch aus dieser Perspektive heraus kann die Hizmet-Bewegung als transnationale Bewegung bezeichnet werden, die sich zur Aufgabe gemacht hat, Frieden, Liebe und Toleranz aktiv zu fördern.
Literatur
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Gülen, M. F. (2014). Was ich denke, was ich glaube. Freiburg im Breisgau: Herder. Karakoyun, E., Homolka, W., Hafner, J., & Kosman, A. (Hrsg.). (2010). Muslime zwischen
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Thies, J. (2013). Wir sind Teil dieser Gesellschaft – Einblicke in die Bildungsinitiativen der Gülen-Bewegung. Freiburg im Breisgau: Herder.
Tokmak, S. (2011). Das Bildungsverständnis der Schulen der Gülen-Bewegung: Ein Beispiel aus Nordrhein-Westfalen. In U. Boos-Nünning, C. Bultmann, & B. Ucar (Hrsg.),
Die Gülen-Bewegung, Zwischen Predigt und Praxis. Münster: Aschendorff Verlag.