Definitionsversuch: Kontinuierliche pädagogische Förderung der Lernkompetenz im Lebenslauf (Kapitel 8.1)

Der Kern des Definitionsversuchs ,Kontinuierliche pädagogische Förderung der Lernkompetenz im Lebenslauf' fokussiert auf die pädagogische Unterstützung bestimmter, für die Befähigung zum lebenslangen Lernen als bedeutsam erachteter Kompetenzen bei der jeweiligen Klientel der interviewten Akteurinnen und Akteure (vgl. Kapitel 8.1.1). Dabei findet eine Fokussierung auf Lernmotivation und Lernkompetenz statt, deren Förderung als Aufgabe der pädagogischen Einrichtungen im „vertikal (altersbezogenen) gegliederten Bildungssystems“ (Tippelt 2003: 36) betrachtet wird.

Die handlungsrelevante kontextuelle Bedingung zur Formulierung dieses Definitionsversuchs stellt der Bedeutungskontext ,Pädagogische Förderung der Habitualisierung lebenslangen Lernens' der absoluten Metapher ,lebenslanges Lernen' dar (vgl. Kapitel 8.1.2) dar. Alle Expertengruppen (vgl. Abb. 3) sind bei diesem Definitionsversuch vertreten. Dabei fällt auf, dass alle Vertreter/-innen der Expertengruppe ,Elementarbereich' sowie ein Großteil der Expertengruppe

,Sekundarbereich' diesen Definitionsversuch formulieren.

Diesen Definitionsversuch formulieren Akteurinnen und Akteure sowohl mit einer selbstinitiierten und anerkannten als auch mit einer vonseiten der Forscherin zugeschriebenen Sprecherposition (vgl. Kapitel 8.1.2).

Die selbstinitiierte und extern anerkannte Sprecherposition wird stärker von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der Erwachsenenbildung/ Weiterbildung und dem Elementarbereich vertreten. Fast alle weisen einen berufsbiografischen und beruflichen Bezug zum Thema ,lebenslanges Lernen' auf. In der konkreten Interviewsituation präsentieren sie sich meist als Gestalter/innen eigener und fremder institutionalisierter Lernprozesse. Hinsichtlich der argumentativen Praktiken verwenden die Sprecher/-innen routinisierte Modi der Verständigung als abkürzende Argumentationspraktiken. Diese äußern sich in der Übernahme und Nutzung von Fachbegriffen in den eigenen Sprachgebrauch, die im kommunikativen Handeln schlagwortartig angeführt und nicht erläutert werden.

Die vonseiten der Forscherin zugeschriebene Sprecherposition wird überwiegend von Praktikerinnen aus dem Elementarbereich und den Wissenschaftlern aus dem Sekundarbereich vertreten. Auch hier wird in der Ausübung der Sprecherrolle sowohl ein berufsbiografischer als auch ein beruflicher Bezug dargestellt. Eine Selbstinszenierung als Gestalter/-in findet bei dieser Sprecherposition nicht statt. Der Umgang mit Nichtwissen erhält stattdessen sowohl bei den Praktikerinnen als auch bei den Wissenschaftlern mehr Gewicht. Bei den argumentativen Praktiken ist auffallend, dass die Praktikerinnen im Vergleich zu den Wissenschaftlern keinen Bezug zu wissenschaftlichem Wissen herstellen, sondern in der Darlegung ihrer konkreten beruflichen Tätigkeit verbleiben.

Sowohl von den Vertreterinnen und Vertretern mit einer selbstinitiierten und extern anerkannten als auch mit einer vonseiten der Forscherin zugeschriebenen Sprecherposition werden bei diesem Definitionsversuch hauptsächlich organisationale und berufsgruppenbezogene Voraussetzungen sowie berufspolitische Forderungen formuliert (vgl. Kapitel 8.1.3).

 
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