Fazit

Die vorliegende Arbeit untersucht aus einer diskursanalytischen Perspektive, wie das Wissen über die bildungsbereichsübergreifende Umsetzung lebenslangen Lernens von Bildungsexpertinnen und -experten aus dem Elementarbereich, dem Sekundarbereich I und der Erwachsenenbildung/Weiterbildung sowie Entscheidungsträgerinnen und -trägern aus der Bildungspolitik ausgehandelt, kodifiziert und tradiert wird. Ziel dabei ist es, auf der Grundlage von Experteninterviews den Diskurs über die bildungsbereichsübergreifende Umsetzung lebenslangen Lernens näher zu bestimmen und einen Beitrag zur Klärung der im Diskurs enthaltenen unterschiedlichen Vorstellungen und Intentionen zu leisten.

Die Untersuchung hat drei zentrale Ergebnisse hervorgebracht. Ein Ergebnis ist auf der methodologischen Ebene verortet, zwei Ergebnisse sind wissenstheoretischer Natur:

§ Weiterentwicklung des Argumentationsschemas von Fritz Schütze und dessen Anwendung im Rahmen der Auswertung von Experteninterviews

§ Empirische Dimensionalisierung der absoluten Metapher ,lebenslanges Lernen'

§ Kontextgebundene Definitionsversuche im Umgang mit der absoluten Metapher ,lebenslanges Lernen'.

Weiterentwicklung des Argumentationsschemas von Fritz Schütze und dessen Anwendung im Rahmen der Auswertung von Experteninterviews

Im Kontext der Einzelfallanalysen wurde schnell der Bedarf einer Auswertungsmethode offenkundig, die durch die Rekonstruktion der formalen Struktur die Erschließung der inhaltlichen Aussagen erleichtert. Die Wahl fiel auf das Argumentationsschema von Fritz Schütze (1978), welches er im Rahmen von spezifischen Gerichtsverhandlungen entwickelt hat (vgl. Kapitel 3.4). In der konkreten Anwendung des Argumentationsschemas auf Experteninterviews konnten die von Schütze entwickelten Grundaktivitäten des Argumentierens (Behaupten, Begründen, Belegen, Bezweifeln und Bestreiten) unter der Bedingung der Anwendung im Rahmen der Analyse von Experteninterviews weitererörtert und um zwei neue Aktivitäten erweitert werden. Dabei handelt es sich um das Spezifizieren der Behauptung sowie das Formulieren einer Konklusion (vgl. Kapitel 3.4). Das erweiterte Argumentationsschema wurde im Rahmen der Untersuchung erprobt und hat sich als tragfähiges Auswertungsinstrument der Feinanalyse von Argumentationen im kommunikativen Handeln bewährt. [1]

  • [1] Im Rahmen des von der DFG geförderten Projektes „Pädagogische Erwerbsarbeit im System des Lebenslangen Lernens (PAELL)“ wurde die in dieser Arbeit weiterentwickelte Argumentationsanalyse zur Rekonstruktion von Argumentationen innerhalb von Gruppendiskussionen ebenfalls angewendet (vgl. Dellori & Nittel 2011; Dellori & Wahl 2012). Auch in der Analyse von episodischen Interviews (Flick 1995) und in der Analyse von Familiengeschichten (Hildenbrand 2005) hat die erweiterte Grundstruktur der Argumentationsanalyse ihre Tragfähigkeit bewiesen (Seltrecht & Dellori 2015; Seltrecht 2013).
 
< Zurück   INHALT   Weiter >