Völkerverständigung/ weniger Konflikte
Der Subkategorie „Völkerverständigung/weniger Konflikte“ wurden alle Aussagen zugeordnet, die die beschriebene ökonomische Entwicklung als eine Dynamik für mehr Völkerverständigung oder zur Minderung von Konfliktpotentialen beschreiben. Die ökonomische Entwicklung wird von allen sechs Vertretern dieser Kategorie als Ausweitung des globalen Warenhandels charakterisiert, der als maßgeblicher Grund für die Vereinigung der Welt angesehen wird.
Gym61 beispielsweise versteht als Ursachen der Globalisierung den „-Export/ Import -steigende Bevölkerungszahl -Rohstoffe -Geld“ und kommt daraufhin zu folgender Bewertung: „Ich denke, dass die Globalisierung gut ist, weil es den Zusammenhalt zwischen allen Menschen stärkt.“ Statt des Export/Imports steht bei Gym78 der „Bedarf von vielen Produkten“ im Zentrum seiner Ausführungen, aus dem er dann folgende Bewertung entwickelt: „Meiner Meinung nach ist Globalisierung eine positive Sache, da es zu ‚besserer' Völkerverständigung kommt. Auch gibt es eine größere Auswahl an Produkten weltweit.“ (Gym78) Hier stehen Völkerverständigung und die „größere Auswahl an Produkten“ unvermittelt nebeneinander.
Vor allem Gym30 sieht den Prozess der weltweiten Einigung durch wirtschaftliche Interessen initiiert: „Vielleicht ist Globalisierung, dass die Welt anfängt sich zu ‚einen' wie z. B. Europa. (Die Einigung aller Kontinente im besten Fall). Die Kontinente einen sich, weil es dadurch günstiger vom Handel ist.“
Gym72 fügt dem Willen der „Menschen ihre Waren mit der ganzen Welt zu tauschen“ noch eine weitere Facette hinzu. Laut ihm wollen „die Menschen auch selber in andere Länder reisen.“ Spätestens in seiner Bewertung wird der eigene, durch die Globalisierung geschaffene Möglichkeitsraum explizit auf die gesamte Menschheit verallgemeinert: „Ich finde die Globalisierung im Prinzip sehr gut, da sich die Menschen auf der ganzen Welt nun besser austauschen können und sich auch sehr gut vernetzt fühlen können und sich auch wirklich zusammengehörig fühlen können. Sie nehmen dann wahr das sie eine Welt sind. Ich finde es auch gut, da man mehr Aufklärung durch die Globalisierung hat. (Alles wird vernetzter. Alle können sich besser kennenlernen)“ (Gym72)
Gym77 fokussiert weniger auf „Aufklärung“ und „sich besser kennenlernen“ (Gym72), auf „Völkerverständigung“ (Gym78), „Einigung“ (Gym30) und „Zusammenhalt“ (Gym61) als vielmehr auf eine gerechtere Welt, die durch die ökonomische Globalisierung entstehe: „*Verknüpfung internationaler Handelspartner
* internationale Wirtschaft bzw. Verbindungen *‚eine einheitliche Welt' * zuviel Ungerechtigkeit bzw. Differenzen auf der Welt * Wunsch nach etwas Besserem, einer heileren Welt“ „Falls die Globalisierung die Welt wirklich in der Hinsicht verbessert werden kann, dass Kriege, Gewalt, Kriminalität, Hungersnot etc. vermieden werden können (dadurch das alle Länder gut mit einander handeln und Leben können bzw. gleich behandelt werden), dann halte ich sie für etwas Gutes.“ (Gym77) Gym77 charakterisiert zunächst die Globalisierung als die „Verknüpfung internationaler Handelspartner“. Der daraus für ihn resultierende Sachverhalt, dass „alle Länder gut miteinander handeln und Leben können bzw. Gleich behandelt werden“ legt für ihn die Schlussfolgerung nahe, dass dadurch die „Ungerechtigkeit“ in der Welt abgebaut werden kann. „Kriege, Gewalt, Kriminalität, Hungersnot etc.“ könnten so vermieden werden. Hier liegt scheinbar die Annahme zugrunde: Je mehr ökonomische Globalisierung, desto mehr Gerechtigkeit und globale Gleichheit.
Abb. 5.8 Differenzierung der angeführten negativen ökonomischen Aspekte der Globalisierung (absolute Zahlen)
Dies sieht Gym69 grundsätzlich anders. Auch hier wird die Globalisierung als Resultat von mehr Warenhandel verstanden. In diesem Fall insbesondere von „Luxuswaren“ und dem Bedürfnis der „Staaten immer mehr Geld“ zu haben. Doch unterscheidet er zwischen dem Resultat, dass es mehr „Aufklärung über verschiedene Kulturen und Länder“ gibt und der globalen sozialen (Un-)Gleichheit:
„Unter Globalisierung verstehe ich die immer rascher werdende Veränderung der Welt für die menschlichen Bedürfnisse. (z. B. die zusammen Arbeit und Vernetzung von verschiedenen Ländern). Die Ursachen sind wahrscheinlich zum größten Teil wirtschaftlich bedingt, da die Länder und Staaten immer mehr Geld brauchen und so mehr Exportieren müssen um z. B. Luxuswaren aus anderen Ländern zu importieren. Meiner Meinung nach ist die Globalisierung gut, da so die Aufklärung über verschiedene Kulturen und Länder besser geworden ist und sich neue Länder verbündet haben. Auf der anderen Seite ist die rasche Entwicklung sehr zum Nachteil der 3. Weltländer, die bei so einer Entwicklung kaum die Chance haben eine stabile Wirtschaft aufzubauen.“ (Gym69) Mit der Sichtweise, dass die ökonomische Globalisierung „zum Nachteil der 3. Weltländer“ ist, stellt er eine Ausnahme innerhalb der ökonomischen Subkategorie „Völkerverständigung/weniger Konflikte“ dar (Abb. 5.8).