Internationale Arbeitsteilung

Im Folgenden werden die Vorstellungen der Schüler zur internationalen Arbeitsteilung dargestellt. Zunächst werden einige Annahmen und Bilder vorgestellt, die in fast allen Interviews von den Schülern vorgebracht wurden. Dabei soll insbesondere das wiederkehrende Motiv des moralischen Rückbezugs auf den eigenen Konsum vorgestellt werden. In einem zweiten Schritt wird das Material vor dem Hintergrund der Frage nach den von den Schülern ausgemachten Ursachen für die globale Ungleichheit analysiert. Dafür wird das Material in entwicklungsund dependenztheoretische Denkweisen unterteilt.

In den 44 Interviews hatten alle Schüler Wissen darüber, dass Produkte im Ausland hergestellt werden und nach Deutschland importiert werden. Nahezu alle Schüler thematisieren in diesem Zusammenhang die globalen Lohnungleichheiten und die unterschiedlichen Arbeitsbedingungen – zum Großteil mit sehr konkretem Wissen und anschaulichen Bildern. Dabei fällt auf, dass die Schüler ganz überwiegend Empathie mit Menschen im Globalen Süden zeigen, die von Armut betroffen sind. Gleichzeitig führt die Mehrheit der Schüler entwicklungstheoretische Erklärungsansätze für die globale Ungleichheit an und blendet weitgehend Machtund Ausbeutungsstrukturen aus.

Die niedrigen Löhne werden von fast allen Schülern als Grund für die Produktion im Ausland angesehen. Welches „Ausland“ in den Gesprächen über den Welthandel assoziiert wurde, divergiert nicht nennenswert zwischen den Gymnasiasten und den Hauptschülern. In beiden Populationen dominiert hier China (HS: 11, Gym: 13), gefolgt von Afrika (HS: 8, Gym: 12). Weiterhin zu nennen wäre Indien (HS: 6, Gym: 4). Überraschend ist, dass Bangladesch – trotz der hohen Präsenz in den Medien im Zeitraum der Interviews und des mehrfach angeführten Beispiels des einstürzenden Gebäudes einer Textilfabrik – nicht sehr oft genannt wird (HS: 3, Gym: 5). Als Beispiel, welche Waren woanders produziert bzw. exoder importiert werden, steht an erster Stelle Kleidung. Weiterhin werden ansonsten relativ häufig Lebensmittel (HS: 13, Gym: 17) und technische Geräte (HS: 6, Gym: 11) in diesem Kontext genannt. Die Schüler erwähnten häufig bestimmte Marken oder Firmen bei der Erklärung globaler Produktionszusammenhänge. Dabei dominiert mit Abstand die Nennung von H&M.

 
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