Fazit
Alle Schüler äußerten Wissen über Strukturen internationaler Arbeitsteilung, wie zum Beispiel, dass Produkte im Ausland hergestellt und nach Deutschland importiert werden. Die globalen Lohnungleichheiten und die unterschiedlichen Arbeitsbedingungen werden von nahezu allen Schülern thematisiert und zum Großteil auch als Grund für die Produktion im Ausland angeführt. Fast ausnahmslos alle Schüler zeigen Empathie mit Menschen im Globalen Süden, die von Armut betroffen sind. Dies führt allerdings nicht zu einer Kritik des Verhältnisses zwischen Globalem Norden und Globalem Süden.
Insgesamt dominieren in den Vorstellungen der Schüler entwicklungstheoretisch ausgerichtete Erklärungsansätze. Diese fanden sich in 36 von 44 Interviews bzw. in je 18 Interviews beider Schultypen. Diese Mehrheit der Schüler vermutet, die ärmeren Länder seien einfach noch nicht so weit. Dieses analytische Gesamtbild zeigt sich in Ausdrücken wie „noch nicht so weit“, „rückständig“, „Entwicklung“, „die da unten“ etc. Zwar betrachteten viele Schüler den eigenen Konsum im Rahmen der Diskussion um globale Gerechtigkeit, doch findet eine darüber hinausgehende Auseinandersetzung, die grundlegende Strukturen der Reproduktion von Ungleichheit in den Blick nimmt, kaum statt.
Dependenztheoretisch ausgerichtete Erklärungsansätze globaler Ungleichheit stellen dagegen eine Minderheitenposition dar. In den Vorstellungen der Schüler finden sich Verweise auf die Geschichte der Sklaverei und des Kolonialismus, sowie gegenwärtige strukturelle Benachteiligungen des Globalen Südens auf dem Weltmarkt. Dependenztheoretische Ansätze werden insgesamt stärker von Gymnasiasten vertreten. Sechs Gymnasiasten und drei Hauptschüler führen dependenztheoretische Erklärungsansätze an, die allerdings bis auf eine Ausnahme mit entwicklungstheoretischen Ansätzen vermengt werden.