Autonome Fahrzeuge und autonomes Fahren im Bereich des Gütertransportes

Einleitung

Zur Erhöhung von Produktivität, Zuverlässigkeit und Flexibilität der Raumüberwindung nimmt der Automatisierungsgrad der Fahrzeuge sowohl im Bereich der Verkehrsträger als auch im Bereich des innerbetrieblichen Transports kontinuierlich zu. Durch die anwachsende Informationsdichte und Komplexität räumlicher Arbeitsteilung gewinnt die Idee der sich selbststeuernden, dezentralen Einheiten an Bedeutung. Die Konzentration der öffentlichen und wissenschaftlichen Diskussion zum autonomen Fahren mit individuellen Personenkraftwagen vernachlässigt bisher allerdings rund ein Drittel des Verkehrs auf öffentlichen Straßen, nämlich den Wirtschaftsverkehr. Wiederum ein Drittel des Wirtschaftsverkehrs entsteht durch den Transport von Gütern, der notwendig ist, da der Ort der Gütererstellung selten dem Ort der Güternachfrage entspricht. Das Fahren selbst stiftet keinen Mehrwert und ist nur Mittel zum Zweck der Raumüberwindung. Aus diesem Grund wurden bereits in den 1950er-Jahren erste Anwendungen in der innerbetrieblichen Logistik entwickelt, bei denen der Transport ohne Fahrer realisiert werden konnte. Die Entwicklung sogenannter Fahrroboter erfolgte vor allem für spezielle Missionen in gefährlichen oder kaum zugänglichen Gebieten. Automatisierte, fahrerlose und teilweise autonome Fahrzeuge sind also schon seit Längerem für den Transport von Gütern in der Produktion oder in logistischen Systemen im Einsatz.

Ganz grundsätzlich stellt sich die Frage, inwieweit auch im Straßengüterverkehr auf öffentlicher Infrastruktur vollautomatisches Fahren eine sinnvolle Anwendung sein kann. Daran knüpfen sich weitere Fragen an die notwendigen technischen und organisatorischen sowie rechtlichen und sicherheitsbezogenen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung und sich daraus möglicherweise ergebenden Veränderungen in der Logistik bzw. in Supply Chains und im Güterverkehrssystem.

Das Kapitel nähert sich diesen Fragestellungen zunächst historisch aus der Perspektive der innerbetrieblichen Logistik, da in diesem Zuge die Beweggründe von Unternehmen für die Implementierung von fahrerlosen Transportsystemen gut nachvollziehbar werden und der Erfahrungshintergrund der Unternehmensentscheider offengelegt wird. Anhand von Fallbeispielen aus dem Bereich von Logistik und Güterverkehr werden derzeitige Einsatzfelder aufgezeigt und, soweit bekannt, das für die autonome Fahrt wichtige Navigations- und Sicherheitskonzept sowie die Steuerung beschrieben. Zudem werden aufbauend auf den in Kap. 2 beschriebenen Anwendungsfällen spezifische Anwendungsfälle für den Güterverkehr skizziert. Die sich parallel entwickelnden autonomen Systeme der anderen Verkehrsträger, beispielsweise Drohnen, zeigen, dass vollkommen neue Geschäftsmodelle im Bereich der Logistik durch autonome Systeme im Entstehen sind. Die zu erwartenden Veränderungen in den logistischen Prozessen sowie die veränderte Rolle der menschlichen Arbeit in den Systemen werden anhand einer generischen Supply Chain diskutiert. Das Kapitel schließt mit Handlungsempfehlungen und der Benennung des weiteren Forschungsbedarfs.

 
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