Makroperspektivische Vorstellungen
Globalisierung einer westlichen Kultur des Fortschritts
Wenn Schüler ihre Vorstellungen über eine globale Lebensweise oder eine global wirksame Kultur äußerten, so verbanden sie diese sehr häufig mit Gedanken an den Westen und Europa, an Fortschritt, Freiheit, Offenheit oder Toleranz. So antwortet Timo (Gym19) bei der Frage nach seinem Verständnis von „westlichen Staaten“, folgendermaßen: „Also ich würde einfach sagen, generell demokratische, gut entwickelte Staaten, die sich halt human für ihre Mitbürger, ähm, Bürger einsetzen und so was einfach.“ (53 f.) Die westliche Kultur wird aus einer historischen Perspektive als Impulsgeber für eine fortschrittliche kulturelle Entwicklung weltweit betrachtet. David (Gym14) äußert sich beispielsweise zu der Frage, warum einige afrikanische Länder fortschrittlicher seien als andere, wie folgt: „Schon früher ja der Handel am Mittelmeer, Rom war da ja auch früher mit einer fortschrittlichen Kultur in Ägypten. Ägypten hat ja schon immer eine fortschrittliche Kultur gehabt früher. Also die fortschrittliche Kultur Europas wird das ein bisschen begünstigt haben. Letztendlich haben sich die Leute auch selber entwickelt. Dadurch dass die auch am Mittelmeer die Nähe zu Spanien hatten – da ist ja die Straße von Gibraltar, glaube ich – da ist ja reger Handel und so was. Und Konversation. Und da vermischen sich die Kulturen ja auch. Und das sieht man halt, dass in Afrika schon Teile der fortschrittlichen Kultur mit drin sind.“ (S. 201 ff.) Der Kontakt zur europäischen Kultur wird hier als Fortschrittsstimulanz, ja gar als notwendige Voraussetzung für die Entwicklung einer fortschrittlichen Kultur gesehen. Einen Zusammenhang zwischen dem Grad des Kontaktes mit der westlichen Kultur und heutigem Fortschritt bzw. heutiger Rückständigkeit bildet hier den Kern der Vorstellung.