Vorstellungen zur Genese des kulturellen Fortschritts
Eine charakteristische Herleitung der Entwicklung des Fortschritts besteht in folgender gedanklicher Kettung: Große (kommunikations-)technologische Innovativkraft führt zu erhöhtem interkulturellem Wissen, durch Adaption nützlicher, vordem fremder Kulturelemente wird die Kultur „effektiver“. In diesem Sinne sagt Jannik (Gym01): „Es gibt zwar immer noch dieselben Feiertage und so weiter und so fort. Aber, ähm, ich denke auch mal durch den kompletten Medieneinfluss wird sich das ein wenig auch ändern, weil man sich Kulturen aus anderen Ländern anguckt. Sich irgendwelche Dinge anguckt und auch abguckt, wo man dann denkt: ‚Ach ja. Das ist ja eigentlich doch ganz nett. Das kann man bestimmt hier auch irgendwie einführen'. Und dass sich das dann alles miteinander vermischt.“ (S. 683 ff.) Der Medieneinfluss führt demnach zur einer erhöhten Sichtbarkeit anderer Kulturen und Lebensweisen, nützliche Elemente werden adaptiert und bereichern so die Kultur.
Eine andere Variation dieser Progressionskette stellt die Interkulturalität etwas zentraler als die ermöglichende technologische Innovativkraft: Erhöhte interkulturelle Kontakte führen zu erhöhtem interkulturellem Wissen, dieses führt zu erhöhtem interkulturellem Verständnis und zu effektiverer interkultureller Kooperation, daraus ergibt sich ein erhöhtes und weiter reichendes menschliches Problemlösungspotential. Bei der Betrachtung einer Bildvorlage eines Unternehmens, auf der Angehörige verschiedenster Hautfarben als Mitarbeiter posieren, unterlegt mit dem Schriftzug „Vielfalt siegt!“, äußert Jannik sich folgendermaßen: „Man sieht ja sehr viele verschiedene Hautfarben. Und dass es dann halt multikulturell ist. Vielfalt siegt. Wenn die ganze Welt zusammenarbeitet, dann siegen wir halt immer mehr. Man kann dann auch viel mehr in den Griff bekommen. Zum Beispiel CO2 und alles was man immer so denkt.“ (S. 586 ff.)
Pascal (Gym12) schildert, wie durch Globalisierung, erhöhte Mobilität und erhöhte interkulturelle Kontakte ein kultureller „Gewinn“ entsteht: „Weil durch die Globalisierung kommen ja Leute aus anderen Kulturen in andere Länder. Oder aus anderen Ländern. Und die Leute aus anderen Ländern die immigrieren, bringen natürlich auch ihre eigene Kultur wieder mit. Und dadurch…/ Und die Leute in dem Land lernen dann diese andere Kultur kennen und lernen die schätzen und leben dann vielleicht auch nach dieser Kultur. Und deswegen gibt es sozusagen einen kulturellen Austausch. (…) Weil die einfach auch andere Lebensgewohnheiten einbringen und wir dann sehen: ‚Wir haben das früher SO gehandhabt. Aber so wie die das machen ist es doch eigentlich viel schlauer'.“ (S. 470 ff.) Pascal verortet den Motor des kulturellen Fortschritts in der Interaktion von Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen. Er weist relativ neutral auf die Vorteile interkulturellen Austauschs hin, ohne dabei irgendeine Kultur explizit als besonders prägend zu bestimmen oder als in irgendeiner Weise bedroht darzustellen.