Die Community als Gegenstand von Governance
Aus gouvernementalistischer Sicht ist Arbeit mit communities eine Regierungstechnik, mittels derer Verantwortung für die Lösung sozialer Probleme der Gemeinschaft der Betroffenen übertragen wird. Es handelt sich dabei um eine neoliberale Herrschaftspraxis, die die nahräumliche Gemeinschaft und ihre Solidaritätsbeziehung aktiviert und instrumentalisiert. Das Empowerment lokaler Gemeinschaften wird als ambivalent beschrieben, da es einerseits als Steuerungs- und Herrschaftsinstrument dient und andererseits ebenso Widerstand ermöglichen kann. An die Stelle des Sozialen tritt die nahräumliche Gemeinschaft, was eine Entkopplung durch die Trennung und Festlegung von Saat und communities erfordert. Diese Gemeinschaften sind durchaus real existent, müssen sich zugleich jedoch nicht als natürlich gegeben ansehen und daher durch ihre Bearbeitung durch verschiedene Projekte konstruiert werden. Die Arbeit mit communities ist somit eine Sozialtechnologie, die einem rationalen Ordnungsprinzip folgt. Damit verbunden ist die Standardisierung und Formalisierung in Form der Bildung von Organisationen, basierend auf einem Rationalitätsdispositiv. Somit wird ein Organisationssystem von Repräsentanten hergestellt, durch das die community erst bearbeitbar wird.
Für die Untersuchung lässt sich aus dieser Perspektive insbesondere die Betonung des konstruktiven Charakters von communities übernehmen. Diese Konstruktion basiert dabei auf einer Regierung durch Aktivierung, die mittels der Übertragung sozialstaatlicher Kosten und Verantwortung an kleinere Kollektive und auf die Betroffenen selbst. Die Gemeinschaft wird hierbei über ihre Werte geschaffen und instrumentalisiert. Jedoch wird gleichfalls die Ambivalenz solcher Gemeindeprogramme thematisiert. So stellen diese Mittel des Empowerment und zugleich eine Herrschaftsform dar. Eine Analyse der Zusammenarbeit zwischen internationalen Organisationen und lokalen Gemeindegruppen stellt somit auch immer eine Analyse von Machtkonstellationen dar. Hierbei ist besonders auf die Praktiken und Strukturen der Verantwortungsübertragung und Verantwortungszuschreibung zu achten, die innerhalb der Projekte vollzogen werden. Darüber hinaus können durch diese Ansätze die Techniken der Ordnung und Rationalität der Organisierung von communities in der Entwicklungszusammenarbeit in den Blick genommen werden, wobei sich der Blick zugleich auf die konkrete Umsetzung der Projekte richtet.