Implikationen der empirischen Befunde für die konzeptionelleGestaltung politischer Bildungsarbeit
Die empirische Untersuchung der Denkweisen der Schüler gibt wichtige Hinweise für die didaktische Ausrichtung der politischen und ökonomischen Bildung. An dieser Stelle können keine ausgearbeiteten Unterrichtseinheiten präsentiert werden. Um belastbare Aussagen bezüglich der Angemessenheit konkreter LehrLernarragements formulieren zu können, wären Unterrichtsbeobachtungen bzw. Interventionsstudien eine notwendige Vorrausetzung. Die empirischen Befunde können aber sehr wohl wichtige Hinweise für die konzeptionelle Gestaltung der Bildungsarbeit geben. Im Folgenden werden die didaktischen Implikationen der empirischen Ergebnisse für die sozioökonomische Bildung, die migrationspolitische Bildung und das Globale Lernen dargestellt.
Sozioökonomische Bildung
Seit mehreren Jahren findet eine grundlegende Auseinandersetzung um die Ausrichtung der ökonomischen Bildung statt. Während einige Vertreter eine stark an der wirtschaftlichen Fachdisziplin orientierte Didaktik favorisieren (vgl. Kaminski und Eggert 2008; Loerwald und Schröder 2011), wird diese Ausrichtung von den Befürwortern einer weiter gefassten, sozioökonomisch ausgerichteten Bildung kritisch betrachtet (vgl. Hedtke und Möller 2011; Engartner 2013). Erstere wird dabei von einem einflussreichen Netzwerk von Wirtschaftsverbänden, unternehmernahen Stiftungen, Instituten, Initiativen und Parteien gefördert. Demgegenüber steht das Interesse von nicht privatwirtschaftlich gebundenen Akteuren, die in einer rein wirtschaftswissenschaftlichen Ausrichtung eine Engführung der ökonomischen Didaktik sehen.
Zwar fordern die meisten bildungspolitischen Akteure eine Stärkung der ökonomischen Kompetenzen in der Schule. Insbesondere bei der Forderung von Wirtschaftsverbänden nach einem gesonderten Fach „Wirtschaft“ wird dabei jedoch die Gefahr gesehen, dass die wirtschaftliche Bildung eine Bildung der Wirtschaft wird (vgl. Hedtke et al. 2010). Während der unternehmensnahe Ansatz behauptet, das vermeintlich ‚spezifisch Ökonomische' in gesellschaftlichen Lebenssituationen zum Gegenstand zu machen (vgl. z. B. Retzmann et al. 2010; Loerwald und Schröder 2011), kann aus der Perspektive einer umfassenderen sozioökonomischen Bildung davon ausgegangen werden, dass eine isolierte Sicht auf ökonomische Zusammenhänge sowohl fachwissenschaftlich als auch didaktisch zu kurz greift.