Protest als Interventionsform
Eine kleine Gruppe von Schülern führt als Möglichkeit der Gestaltung der Globalisierung den Protest an. Während verhältnismäßig viele Schüler Kenntnisse von Protesten in anderen Ländern außerhalb der EU haben, führen nur eine Gymnasiastin und ein Hauptschüler Beispiele aus der EU bzw. Deutschland an. Die Tatsache, dass nur wenige Schüler Vorstellungen von Protest und sozialen Bewegungen als möglicher Motor gesellschaftlicher Transformation haben, stellt die Didaktik vor große Herausforderungen. Gesellschaftliche Transformation kann so nur innerhalb der institutionell vorgesehenen Wege gedacht werden. Die Repräsentation aller gesellschaftlichen Interessen in der gegenwärtigen Gesellschaft erscheint so entweder als gelungen und abgeschlossen oder als unmöglich. Anders ausgedrückt: Wenn keine außerinstitutionellen Bewegungen gedacht werden, sondern nur die Reproduktion der vorgesehen gesellschaftlichen Kreisläufe, bleibt logischerweise die Wahl zwischen zwei Alternativen. Entweder es folgt daraus, dass die gesellschaftliche Realität identisch mit dem gesellschaftlichen Ideal ist, oder die Verengung des Denkrahmens lässt gesellschaftliche Transformation als unmöglich erscheinen und mündet so in Fatalismus. Beide Alternativen schienen in den Aussagen der Schüler auf. Eine auf Pluralität und Kontroversität zielende Bildung muss darauf abzielen, Alternativen zu aktuellen gesellschaftlichen Entscheidungsstrukturen zu ermöglichen. Das Soziale wird eben nicht nur innerhalb der Betriebe, sondern auch im öffentlichen Raum ausgehandelt. Um in der Lage zu sein, sich zu gesellschaftlichen Fragen zu positionieren, ist ein Wissen über soziale Bewegungen und nichtkonventionelle Partizipationsformen unabdingbar.
Für eine entsprechende didaktische Konzeption gilt es, die Vorstellungen zu berücksichtigen, welche die Schüler über die Art und die Ziele von Protesten haben. Diejenigen Schüler, die Protest benennen, führen Protest fast ausnahmslos als Möglichkeit an, Politiker bzw. diejenigen, die gesellschaftliche Gestaltungsmacht besitzen, zur Einsicht zu bewegen. Eine Perspektive, die beispielsweise auch Selbstorganisation oder Basisdemokratie in die Überlegungen einbeziehen würde, fehlt fast gänzlich. Dies gilt insbesondere für wirtschaftliche Zusammenhänge, deren Struktur als gegeben und nicht gestaltbar erfahren wird.