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1 Die Finanzierung von FußballunternehmenNach wie vor basiert die langfristige Finanzierung von Fußballvereinen, die sich hinsichtlich ihrer Unternehmensgröße oder ihres Jahresumsatzes problemlos mit Unternehmen des klassischen Mittelstands vergleichen lassen können und die unabhängig von ihrer Rechtsform nicht nur in den professionellen Ligen von ökonomischen Zielfunktionen geleitet sind, zum überwiegenden Teil auf dem klassischen Hausbankenkredit: Mehr als zwei Drittel des Fremdfinanzierungsvolumens entstammten in der Saison 2011/2012 dieser Quelle, in den letzten Jahren sogar wieder mit steigender Tendenz[1]. Dies sollte nicht verwundern, denn für den Bankenkredit spricht die hohe Flexibilität dieser Finanzierungsform: Der nominale Zinssatz kann fest oder variabel vereinbart werden, die Tilgung des Kredits kann als Einmalzahlung gegen Laufzeitende, als Ratentilgung über die Laufzeit oder als Kombination beider Verfahren erfolgen. Von Seiten der Vereine war es lange Zeit nicht erforderlich, hieran Änderungen vorzunehmen: Das Zinsniveau war über alle Laufzeiten historisch niedrig und Kapital reichlich vorhanden. Nicht zuletzt aufgrund der starken Stellung von Sparkassen und Landesbanken als öffentlich geförderte Anbieter von Fremdkapital wurden alternative Finanzierungsformen für kleine und mittelständische Unternehmen – zu denen auch Fußballvereine zählen – als verhältnismäßig teure Finanzierungsalternative angesehen. Den Kapitalmarkt als Finanzierungsquelle haben dementsprechend nur wenige deutsche Vereine genutzt. Dieser Zustand ist aber nicht zementiert. Veränderte aufsichtsrechtliche Eigenkapitalunterlegungsvorschriften für Banken und Sparkassen (Stichwort Basel III) bringen verschärfte Bonitätsprüfungen mit sich. Zusätzlich führt die geforderte risikodifferenzierte Eigenkapitalunterlegung zu einer kritischeren Beurteilung von Unternehmen mit unbefriedigender Erfolgssituation und unzureichender Eigenkapitalausstattung. Beides zieht eine zunehmende Verknap-
Abb. 1.1 Wirtschaftliche Lage von Bundesligavereinen. (Quelle: Ernst & Young (2013) Bälle, Tore und Finanzen X, Stuttgart; eigene Berechnungen) pung und Verteuerung von Bankkrediten nach sich. Der klassische Hausbankenkredit verliert so sukzessive an Attraktivität und Flexibilität. Gleichzeitig sind von Fußballunternehmen immer häufiger Infrastrukturprojekte wie Leistungszentren und Stadionneuoder umbauten zu finanzieren, deren finanzielle Absicherung durch die Innenfinanzierungskraft der Vereine allein nicht mehr möglich ist. Selbst wenn sich die operative Ertragskraft der Vereine in den letzten Jahren deutlich verbessert hat, Vereine in ihrer Gesamtheit regelmäßig Einnahmenüberschüsse erwirtschaftet haben, VIP- und Hospitality-Bereiche die Einnahmensituation stetig verbessern und Medienrechte insbesondere aus dem Pay-TV in den kommenden Jahren weiter überproportional steigen sollten, reichen diese für die Finanzierung von Großprojekten nicht aus (Abb. 1.1). Obwohl sich also die Einnahmenseite auf Rekordniveau bewegt, wird die finanzielle Lage von den meisten Bundesligavereinen als anhaltend schwierig beschrieben2. Hinzu kommt, dass die wirtschaftlichen Erwartungen von Fußballvereinen, die diese im Vorfeld einer Saison äußern, regelmäßig enttäuscht werden. Dies liegt zum einen an einem relativ optimistischen Grundtenor unter den Fußballmanagern – auf Sicht von fünf Jahren rechnen aktuell nicht weniger als 85 % der Erst-, Zweit- und Drittligavereine mit steigenden Gesamteinnahmen –, zum anderen scheint diese Tendenz umso ausgeprägter zu sein, je niedriger die Liga ist, in der der Verein spielt. Vor dem Hintergrund einer sich seit Jahren immer stärker abzeichnenden Polarisierung im europäischen Profifußball sehen sich daher viele Fußballunternehmen gezwungen, alternative Finanzierungsinstrumente einzusetzen, die ihnen zumindest einen vergleichbaren Finanzierungsrahmen zur Verfügung stellen wie Bankkredite. Den Börsengang, auch als „Königsweg der Unternehmensfinanzierung“ bezeichnet, hat hierzulande bislang erst ein Verein gewählt, Borussia Dortmund. Und auch die alternative Nutzung von Eigenkapital oder Eigen-/Fremdkapitalhybriden wie Mezzanine ist im Profifußball unüblich, wofür nicht zuletzt die 50 + 1-Regel gem. § 16c Nr. 2 der Satzung des Deutschen Fußballbundes (DFB) ursächlich ist, die eine absolute Mehrheit von externen Investoren untersagt und vorschreibt, dass der Mutterverein immer auch der Mehrheitseigentümer derjenigen Tochtergesellschaft (z. B. eine Kapitalgesellschaft) sein muss, die zum Spielbetrieb zugelassen ist. Die Einwerbung von Eigenkapital, etwa durch einen Börsengang, kann daher nicht die bevorzugte Finanzierungsalternative eines Fußballunternehmens sein. Überlagert werden die gesetzlichen Rahmenbedingungen durch die überwiegend schlechten Erfahrungen von Borussia Dortmund an der Börse, woraus gerade die grundsätzlich börsenfähigen Vereine wie FC Bayern München oder Schalke 04 erhebliche Vorbehalte gegenüber einem Börsengang abgeleitet haben. Zur Schließung finanzieller Lücken ist eine Reihe von Vereinen auf der Suche nach bankenunabhängigen Alternativen bei der Anleihe fündig geworden. Ähnlich dem Börsengang fließt dem Fußballunternehmen durch eine Anleihe ein relativ hoher Betrag an Finanzmitteln zu, über den dieser über einen vorab fixierten Zeitraum zu festgelegten Konditionen verfügen kann. Besser noch: Im Grunde kann ein Verein die Anleihebedingungen und damit die Voraussetzungen, zu denen er gewillt ist, Fremdkapital aufzunehmen, selbst bestimmen. Da Anleihegläubiger nicht am Eigenkapital des Emittenten beteiligt sind, stehen ihnen keine Einflussmöglichkeiten auf die sportliche und operative Entwicklung des Vereins zu, wodurch seine Einwerbung auch nicht in Konflikt mit der 50 + 1-Regelung des DFB steht.
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