Wie gehe ich konstruktiv mit Konflikten in der Partnerschaft um?
Liebe verwandelt sich in Hass – aus und vorbei – ein neuer Partner, und alles beginnt von vorn. Nur: Der neue Partner ist selten besser – nur anders. Irgendwann entstehen wieder Konflikte. Das Spiel kann endlos so weitergehen, wenn der konstruktive Umgang mit Konflikten nicht erlernt wird. Wie bereits erwähnt, hat die Ehe ihren Status als Versorgungsgemeinschaft verloren. Die Frau ordnet sich dem Mann nicht mehr unter. Das Gelingen der Partnerschaft hängt von beiden Partnern ab. Das Zusammenleben sollte fair verlaufen. Das Problem ist aber, dass mitunter unterschiedliche Normen und Werte aufeinanderprallen, wenn ein Partner in traditionellen Werten verankert ist (Fliegel 1998). Heute verläuft eine Partnerschaft nach den aktuellen Bedürfnissen der Partner. Dabei gilt es immer wieder, neue Lösungen zu finden und Ziele neu zu definieren. Das ist anstrengend.
Häufig führt die Kontrollsucht eines Partners zu Streitigkeiten. Hinter solch einer Kontrollsucht steckt immer die Unsicherheit eines Partners. Möglicherweise bekommt der kontrollsüchtige Partner nicht genügend Aufmerksamkeit. Deshalb ist es für den anderen Partner wichtig, die Motive der Kontrollsucht herauszufinden und auszuräumen. Doch mittlerweile ist es modern geworden, einem Streit aus dem Weg zu gehen, indem der Partner verlassen wird. Häufig erfolgt die Trennung auch nur innerlich. Bei einer Trennung wird die Auseinandersetzung mit den abweichenden Lebensgewohnheiten vermieden (Fliegel 1998). Ein Paar, das bereits am Anfang viel streitet, wird sich entweder schnell trennen, oder es entsteht eine destruktive Abhängigkeit (Fliegel 1998). Viele Paare haben die Hoffnung, dass sich irgendwann alles ändert. Diese Hoffnungen basieren vielmals auf dem Wenn-dann-Prinzip: Wenn das Kind erst auf der Welt ist, dann wird sich alles zum Guten werden. Oder: Wenn wir erst verheiratet sind, dann verstehen wir uns automatisch besser. Diese Hoffnungen sind vergeblich. Eine Änderung der äußeren Umstände führt die Partner nicht neu zusammen, denn die Ursache der Konflikte liegt in den Partnern selbst begründet.
Es gibt die unterschiedlichsten, destruktiven Versuche, Konflikte zu lösen. Dazu gehören Resignation, Schweigen, Wutausbrüche oder gar körperliche Gewalt (Fliegel 1998). Auch ökonomische Spannungen wie Armut, Arbeitslosigkeit oder Generationskonflikte münden nicht selten in eine handfeste Auseinandersetzung. Problematisch an den ungeklärten Konflikten ist, dass alte Konflikte in die neuen Konflikte einbezogen werden. Oft sind Streitigkeiten auch Machtkämpfe. Streitigkeiten münden häufig in einen Teufelskreis. Gestritten wird über die unterschiedlichsten Dinge, beispielsweise Geld, Haushaltsführung, Wohnung, Freizeit, Urlaub, Beruf, Kindererziehung, Freunde, Sexualität und Verwandtschaft (Fliegel 1998). Konflikte können auch zerredet werden. Besonders kritisch ist es, wenn nur ein Partner versucht, über Konflikte zu sprechen, und sich der andere zurückzieht. Das wird leicht als mangelnde Investition in die Partnerschaft gewertet.
Konstruktiv geführte Auseinandersetzungen sind Garant für den langen Bestand einer Beziehung:
Eine auf länger angelegte Partnerschaft beweist sich meist in den Kleinigkeiten des Alltags wie Haushaltsführung, Umgang mit Geld, Toleranz gegenüber den kleinen Fehlern des anderen, Toleranz gegenüber nicht verletzenden Freiheiten des anderen, Kindererziehung usw. (Fliegel 1998)
Der konstruktive Umgang mit Konflikten ist eine wichtige Basis. Niemals sollte Ärger aus Harmoniebedürfnis „reingefressen“, sondern möglichst sachlich ausgedrückt werden. In einem Streit sollten nur die aktuellen Probleme zur Sprache kommen. Konflikte müssen frühzeitig beseitigt werden, damit sie sich nicht hochschaukeln. Auch die Schuldfrage gehört nicht in einen Streit. Schuldvorwürfe fordern Rechtfertigungen heraus. Beide Partner sollten dem jeweils anderen geduldig zuhören. Ein Streit endet mit einer Einigung bzw. einem Kompromiss. Sieger oder Verlierer gehören nicht in eine gute Streitkultur. Wichtig ist, dass der Partner mit seinem Ärger ernst genommen wird. Wenn der andere lediglich in die Verteidigungsposition rückt, ist dies zu wenig. Sarkasmus, Zynismus und Sarkasmus sind Gift für die Ehe (Fliegel 1998). Rücksichtslosigkeit und Kompromisslosigkeit zerstören die Beziehung ebenfalls.
Häufig entstehen die destruktiven Muster in der Kindheit. Ein Kind, das ständig in die Streitigkeiten der Eltern hineingezogen wurde bzw. diese hörte, wird als Erwachsener selbst zum Streit neigen. Interessant ist auch die Tatsache, dass ein faires Streiten nur in Beziehungen möglich ist, in denen grundlegendes Vertrauen und gegenseitige Achtung herrschen. Andernfalls ist Streit immer ein Nebenschauplatz grundlegender Beziehungskonflikte. Doch: Eine veränderte Streitkultur ist in der Lage, die Beziehung insgesamt zu verbessern. Folgendes Vorgehen ist sinnvoll:
• Gute Stimmung verbreiten
• Den Partner lieben, wie er ist
• Freundschaften pflegen
• Für sich selbst sorgen
• Miteinander über Gefühle reden
• Komplimente machen
• Zuhören lernen
Am schwierigsten ist die Urlaubs- und die Weihnachtszeit für langjährige Partnerschaften. Jede dritte Scheidung wird nach einer gemeinsamen Reise eingereicht (Fliegel 1998). Dabei führt nicht der Urlaub selbst zur Krise, ausschlagend ist bei vielen die mangelnde Redezeit im Alltag. Im Urlaub sind die Partner ständig mit sich konfrontiert und müssen sich mit sich auseinandersetzen. So werden unangenehme Eigenschaften ständig spürbar. Bereits vorhandene Konflikte können im Urlaub eskalieren. Häufig wird erwartet, dass sich die bereits brüchigen Beziehungen im Urlaub verbessern. Man sollte den Anspruch aufgeben, alles gemeinsam machen zu wollen, und stattdessen Spielregeln definieren, wie der Urlaub gestaltet wird (Fliegel 1998). Eine zu hohe Erwartung an den Urlaub führt zum Scheitern. Mit in den Urlaub fährt also ein ganzer Rucksack voller Probleme.
Eine Ehe einzugehen, mit dem einfachen Ziel glücklich zu sein, wird scheitern, weil es darauf keine Garantie gibt. Und überhaupt wird das Eheglück in diesem Fall vom anderen abhängig gemacht. Jeder sollte aber in erster Linie sich selbst lieben, achten und schätzen, ehe er eine Partnerschaft eingeht. Viele suchen im Partner jemanden, der sämtliche Bedürfnisse erfüllt: Babysitter, Erzieher, Haushaltshilfe, Koch, Betthäschen, Vertrauten und Psychotherapeuten. Das kann nur scheitern. So gibt es zehn Regeln für eine stabile Partnerschaft (Fliegel 1998):
• Verzeihen
• Loslassen
• Einander gut kennen
• Versöhnung mit der Vergangenheit
• Betonung auf das Positive legen
• Einander verzeihen
• Räume für Intimität schaffen
• Ausgleich schaffen
• Probleme zu gemeinsamen Problemen machen
• Krisen als Entwicklungschance wahrnehmen
• Gemeinsame Sinnwelten und Lebensperspektiven schaffen
Für weitere Informationen zu diesen Themen liefert auch das Ratgeberbuch von Jörg Berger „Liebe lässt sich lernen“ interessante Informationen.