Herausforderungen von globalen Webseiten

Durch die Zunahme globaler Vernetzung entstehen sozio-kulturelle Herausforderungen von bislang ungeahntem Ausmaß. Bei jeglicher Form grenzüberschreitender Kommunikation stellt sich die Frage der Berücksichtigung ethischer, sozialer und politischer Aspekte. Lokale Eigenheiten und Unterschiede mögen bei einer oberflächlichen Betrachtungsweise gerne vernachlässigbar erscheinen. Geht man jedoch genauer auf diese Themen ein, ergeben sich grundsätzliche Fragen.

Das Internet stellt ein interaktives, vielfältiges und kostengünstiges Medium dar. Es eignet sich besonders gut dafür, potentielle Kunden in aller Welt anzusprechen. Die Interaktion mit Besuchern einer globalen Webseite unterliegt denselben Grundregeln wie andere Kommunikationsformen. Sie wird dann im internationalen Umfeld erfolgreich sein, wenn sie unterschiedliche soziale Voraussetzungen und kulturelle Vielfalt respektiert und berücksichtigt. Bringt sie dieses grundlegende Verständnis von länderübergreifender Kommunikation jedoch nicht auf, so ist sie mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Scheitern verurteilt und wird statt in Internationalität aufzugehen nicht über den national-geprägten Charakter hinauskommen. Kommunikation ist die Grundlage zum gegenseitigen Verständnis. Denn Kommunikation ermöglicht es uns nicht nur, die persönliche und kulturelle Identität unseres Gegenübers festzustellen, sie unterstützt uns auch dabei, Daten über Personen anzusammeln. Diese Informationssammlung dient zwei Zwecken. Erstens lernen wir so etwas über andere Individuen. Zweitens entscheiden wir dadurch, wie wir uns dem anderen gegenüber präsentieren. Das Gewinnen dieser Information aus verbalen und nonverbalen Nachrichten ist entscheidend bei interkultureller

Kommunikation, weil wir es dabei vielfältig mit uns Fremden zu tun haben.

Bei internationaler Kommunikation wird die bestehende globale kulturelle Vielfalt umso augenscheinlicher. Sie begründet sich aus unterschiedlicher Auffassung von positiven und negativen Werten. Diese bilden den Kern kultureller Unterschiede.

Herausforderungen durch sozio-kulturelle Aspekte

Das Schlüsselmerkmal jeglicher Kultur sind ihre Werte. Sie repräsentieren Qualitäten und Richtlinien, die Menschen für unentbehrlich halten. Werte sind solange unsichtbar, bis sie durch ihren Einfluss auf das Verhalten evident werden. Ausprägungsformen sind kollektive Rituale wie Grußformeln, aber auch soziale und religiöse Zeremonien. Wertmuster führen zu einer Verehrung von kulturellen Heldenbildern, die hochangesehene Charakteristiken besitzen. Symbole sind dabei Worte, Gesten, Bilder und Objekte von besonderer Bedeutung. Dazu gehören Sprachformulierungen ebenso wie Statussymbole, welche durchaus von anderen Kulturen kopiert und übernommen werden. Darum finden sie sich an der Oberfläche der Faktoren, die zur Manifestierung von Kultur beitragen.

Kommunikation erlaubt es uns, Ideen und Gefühle mitzuteilen. Um die Intention unseres Gegenübers zu verstehen, sind wir auf eine Interpretation von verbalen und nonverbalen Symbolen angewiesen, welche die jeweiligen Gedanken unseres Kommunikationspartners offenbaren. Diese Symbole haben sich über Jahrmillionen physischer Evolution und Tausenden von Jahren kultureller Entwicklung herausgebildet. Obwohl alle Kulturen Symbole verwenden, weisen sie ihnen unterschiedliche Bedeutungen zu. So bezeichnen Spanisch sprechende Personen einen Hund nicht nur mit dem Wort „perro“, auch das mentale Bild, das sich in ihrem Kopf bei dem Wort formt, unterscheidet sich von dem eines Chinesisch Sprechenden, der den gleichbedeutenden Begriff „gou“ hört.

Kulturelle Unterschiede haben sich im Laufe der Geschichte ausgeprägt und im Geiste, im Herzen und in den Handlungen der gegenwärtigen Generation eingeprägt. Dabei verstärken die daraus entstandenen Strukturen wie Familie, Bildungssystem und politisches System, sobald sie etabliert sind, die sozialen Normen und das ökologische System, das zu ihrer Schaffung geführt hat.

Ein Grundproblem in multikulturellen Situationen ist, dass die Mitglieder jeder Makrokultur Vorstellungen und Wahrnehmungsverzerrungen zu „den anderen“ haben. Dabei operieren sie unter der Voraussetzung, dass ihre eigene Kultur diejenige ist, die es richtig macht. Kulturelle Intelligenz hat als Prämisse gegenseitiges Verständnis, Einfühlungsvermögen und die Fertigkeit, mit Vertretern anderer Kulturen zusammenzuarbeiten.

Kulturelle Vielfalt macht das Zusammenwirken von Gruppen schwierig. Sie bewirkt, dass Personen einzelne Situationen unterschiedlich auffassen, wodurch Missdeutung, unterschiedliche Wahrnehmung, fälschliche Einschätzung und Misskommunikation entstehen. Diversität erhöht dabei die Komplexität, Mehrdeutigkeit und Konfusion und hat zuletzt Auswirkung auf Kosten. Um diese Herausforderungen meistern zu können, müssen wir sowohl als Einzelperson wie auch als Organisation kulturelle Kompetenz entwickeln.

Das Verständnis der Internationalisierungsproblematik ist eine Voraussetzung für globales Webdesign. Bei der ergonomischen Gestaltung von interaktiven Mensch-Maschine-Systemen sind auch interkulturelle Aspekte zu berücksichtigen. Kulturbedingte Nutzeranforderungen wirken auf vier Hauptbereiche ein: Daten(basis), Struktur, Interaktion und Präsentation. Vertrautheit mit solcherart Grundvoraussetzungen hilft, das Risiko von Misskommunikation auf globalen Webseiten zu verringern.

Interkulturelle Variablen bestimmen Einsatzfähigkeit, Benutzbarkeit und Akzeptanz von Systemen. Der kulturell geprägte Nutzungskontext beeinflusst hierbei als „kulturelle Stressoren“ die Entwurfsphase und wirkt auf verschiedene Bereiche ein. Dazu gehört Systemtechnologie, die Herausforderungen durch andersartige Einsatzbedingungen, etwa bedingt durch starke Stromschwankungen oder klimatische Einflüsse wie hohe Luftfeuchtigkeit, zu meistern hat. Daten und Datenformate werden durch unterschiedliche Arbeitsstrukturen und das vorherrschende Bildungssystem beeinflusst. Interaktions- und Dialogdesign, hier vor allem Nutzerhierarchien, sind den vorhandenen Arbeitskonzepten entsprechend anzupassen. Zuletzt wird die Präsentation durch kulturbedingte Unterschiede der Informationskodierung und Sprache beeinflusst, aber auch durch kulturbedingte Vorlieben, Voraussetzungen und Tabus, etwa im Zusammenhang mit Farbgebung und Symboldarstellung.

In der Folge werden Möglichkeiten aufgezeigt, um dem Entstehen von „kulturellen Stressoren“ vorzubeugen. Zunächst folgt eine Erörterung kultureller Einflüsse auf die visuelle Gestaltung und Präsentation.

 
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