Begründung und methodisches Vorgehen der empirischen Untersuchung
„Oft liegt der Zugang zum handlungsleitenden Wissen der Akteure gerade nicht in deren expliziten Theorien und Erklärungen, sondern ist in den Beschreibungen und Erzählungen ihrer Handlungspraxis aufgehoben.“ (Przyborski und Wohlrab-Sahr 2010: 34)
Die Auswahl einer empirischen Analysemethode ist, orientiert am Erkenntnisinteresse und Forschungsgegenstand, das Ergebnis der theoretisch begründeten methodologischen Positionierung des Forschungsprojekts (vgl. Atteslander 2003: 26). In den vorhergehenden Abschnitten wurde diese Positionierung ausführlich vorgenommen. Grundlegend ist die Annahme, dass unternehmensethische Managementkonzepte ein Problem sozialer Ordnung adressieren: ein angenommenes Spannungsfeld zwischen den konkurrierenden Leitideen Integrität und Renditeoptimierung, das sich auf drei Aggregationsebenen zeigt. Die Wirkungsmacht der Programmatik dieser Managementkonzepte, die auf die Vermittlung dieses Spannungsverhältnisses abzielt, ist die empirische Frage, die sich das vorliegende Forschungsprojekt stellt. Drei Thesen, die die Untersuchung anleiten, wurden theoriegeleitet formuliert (vgl. 4.6):
1) Institutionell adressierte Erwartungsstrukturen kennzeichnen einen Wertekonflikt.
2) Auf organisationaler Ebene von Unternehmen wird der Wertekonflikt zwischen moralischen und ökonomischen Erwartungen strukturell und instrumentell bearbeitet.
3) Das Ausmaß der Wirkmächtigkeit der Moderation im Konflikt zwischen ethisch-moralischen und ökonomischen Werten durch das Managementkonzept konstituiert sich auf der Ebene von Orientierungs- und Handlungsmustern organisationaler Akteure.
Im theoretisch angeleiteten Forschungsprogramm wurde bereits begründet, dass die Analyse dieser Thesen ein qualitatives Forschungsdesign notwendig macht. Im vorliegenden Abschnitt wird die theoriebezogene Begründung methodologisch ergänzt und das Vorgehen im Forschungsprozess dezidiert beschrieben. Diese ausführliche Darstellung folgt den Normen methodisch kontrollierter Systematik, der qualitative wie quantitative empirische Forschung folgt. Für qualitative Verfahren ist der methodisch kontrollierte Ablauf des Forschungsprozesses (und dessen Dokumentation) ein wesentliches Gütekriterium. Nur so ist es möglich, die Ergebnisse intersubjektiv nachvollziehen zu können. Bereits bei der Darstellung der Methode beginnt dieser Dokumentationsprozess, denn qualitative Forschung kombiniert in der Regel forschungspraktisch unterschiedliche Methoden der Datenerhebung, -aufbereitung und -auswertung. Dies gilt es im folgenden Abschnitt zu begründen und darzustellen. Dazu wird zunächst ausführlich die Methode vorgestellt und Konzeption der empirischen Analyse entwickelt (vgl. 5.1). Danach wird das Forschungsprogramm methodologisch gerahmt (vgl. 5.2). Die Begründung und Beschreibung des forschungspraktischen Vorgehens erfolgt anschließend, beginnend mit dem qualitativen Sampling (vgl. 5.3) sowie der Ergebungsmethode (vgl. 5.4), bevor die Schritte der Datenaufbereitung und -auswertung im Einzelnen dargestellt werden (vgl. 5.5). Abschließend werden die qualitativen Gütekriterien erörtert, die das forschungspraktische Vorgehen der vorliegenden Studie angeleitet haben (vgl. 5.6).