Aneignung ›mobiler‹ kultureller Ressourcen

Leitsatz und Ziel der Medienpädagogik ist, dass Medien Ressourcen zur gesellschaftlichen Teilhabe, zur Alltagsbewältigung und zum Lernen sind. Es geht darum, Menschen Zugang zur kulturellen Ressource Medien zu verschaffen, um deren Medien- und Handlungskompetenz als Grundlage ihrer Medienbildung zu entfalten. Es gilt, die spezifische Handlungskompetenz zu entdecken, die Jugendliche in ihrer Medienaneignung und Entäußerung entwickeln, ihnen Räume zu bieten, diese Handlungskompetenz zu erweitern und dabei Bildung zu erfahren und zu entfalten (vgl. Bachmair 2009). Um diese Praxis der Medienaneignung der Jugendlichen zu entdecken, scheint es sinnvoll, einen kulturtheoretischen Ansatz zu verfolgen, mit dem es möglich ist, die produktive Leistung der Jugendlichen und die darin angelegte Handlungskompetenz wahrzunehmen, die Jugendliche innerhalb der sozio-kulturellen, gesellschaftlichen und technologischen Strukturen sowie mit Blick auf gemeinsame kulturelle Alltagsroutinen entwickeln. In der pädagogischen Perspektive geht es dann darum, ihre Hand-

lungskompetenz zu bestärken und zu fördern und ihnen zumindest teilweise gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.

1.1 Handlungskompetenz als aktive Gestaltung von Kultur

Das Verständnis von Kultur

Rainer Winter definiert Kultur in diesem Zusammenhang als ein Netzwerk eingelagerter Praktiken und Darstellungen (Repräsentationen). Sie sei "der Ort, an dem Machtverhältnisse stabilisiert, aber auch in Frage gestellt und verändert werden können" (Winter 2004: 2). Brigitte Hipfl hebt ebenfalls die Machtstellung der Medien hervor, indem sie "Kultur als eine Arena umkämpfter Bedeutungen, als einen Raum, in dem bestimmte Institutionen (wie etwa die Medien) als sozial legitimierte Einrichtungen Bedeutungen produzieren und in Umlauf setzen" beschreibt (Hipfl 2004: 2). Ben Bachmair hebt in seinem Buch Fernsehkultur (1996) besonders den Aspekt der Gestaltung hervor, indem er Kultur als "Gestaltung, und zwar nicht nur symbolische Gestaltung von Texten oder Bildern, sondern auch die Gestaltung sozialer Beziehungen, von Kommunikation und Alltag" definiert (ebd.: 19). In seinem aktuelleren Buch mit dem Untertitel "Medienbildung in riskanten Erlebniswelten" definiert er Kultur mit Bezug auf Stuart Hall als "gemeinsame Sinnstiftung und gemeinsame[n] Bedeutungsfundus einer Gesellschaft sowie als deren gesamte Lebensweise" (Bachmair 2009: 20). Auch hier steht Kultur als der aktiv gestaltbare (semiotische) Raum einer Gesellschaft im Vordergrund, der, fügt man die Definitionen von Winter und Hipfl hinzu, auch von symbolisch hergestellten und vermittelten, institutionellen und industriellen Machtverhältnissen geprägt ist.

 
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